Landeshauptstadt: Schön geschnitten
Ein Fünftel der Patienten in der Sanssouci Klinik, Abteilung ästhetische Chirurgie, ist unter 25 Jahre
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Sie leiden. Unter Fettpölsterchen, krummen Nasen und zu großen oder kleinen Brüsten. Die Zahl derer, die die Unebenheiten der Natur operativ ändern wollen, hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Auch der Anteil junger Schönheitsoperierter wächst.
Etwa ein Fünftel seiner Patienten seien unter 25 Jahre, sagt Dr. Michael Krueger, Chef der Potsdamer Privatklinik Sanssouci und dort Leiter der Abteilung Ästhetische Chirurgie. Allerdings auch nur in Ausnahmefällen unter 18. Das Gros seien junge Frauen, aber auch immer mehr Männer kämen, um sich beispielsweise den so genannten „Rettungsring“ oder auch unschöne Brustauswölbungen entfernen zu lassen. Das Motiv seiner Patienten sei nicht etwa ein von Werbung oder Medien vorgegebenes Schönheitsideal. „Den Schönheitswahn gibt es nicht. Das ist Blödsinn. Ein Wahn wäre auch mit einer Operation nicht behandelbar“, sagt der ausgebildete Chirurg. Er befreie seine Patienten vielmehr von einem starken und vor allem individuellen psychischen Druck. Es sei ein körperbegründetes Leiden, das durch einen Schnitt geheilt werden könne. Therapie mit dem Skalpell also. „Meine Arbeit hat auch viel mit Psychologie zu tun“, erklärt der Klinikchef und nennt ein Beispiel: „Wenn eine junge Frau kaum Brüste hat und mir unter Tränen erzählt, dass sie noch nie im Bikini am Strand war, sich nicht traut, sich vor einem Mann auszuziehen, sich nicht wie eine Frau fühlt, hilft es wenig zu sagen: Akzeptiere dich, wie du bist.“ Es sei ja auch ein unglaublicher Schritt, sich unters Messer zu begeben. „Das macht niemand einfach so“, betont Krueger. Ein solcher Eingriff will gut überlegt sein. Der Entschluss für eine Operation bleibt der seltene Fall. Etwa zwei Drittel aller Frauen fänden sich mit ihrer Brustgröße ab, so der Arzt. Trotzdem habe man heute einfach medizinische Möglichkeiten, in Fällen wie dem geschilderten durch einen operativen Eingriff die Lebensqualität „erheblich zu steigern“ und die sollten auch genutzt werden, so der Operateur. Vor hundert Jahren etwa hätten Menschen Frontzahnlücken und Segelohren hinnehmen müssen. „Diese Korrekturen sind heutzutage ganz normal“, sagt Michael Krueger.
Trotz Schlankheitskuren und Diätenrezepten gehöre der schnelle Weg zu weniger Körperfett noch nicht zu den allgemein akzeptierten Eingriffen. Dabei gebe es laut Krueger Fettdepots im Körper, die man auch mit Dauerhungern nicht los werde. Die saugt der ästhetische Chirurg einfach weg. „Es mag erschreckend klingen“, sagt der Mediziner. Aber er habe auch schon Untergewichtigen Fett abgesaugt.
Schönheit um jeden Preis und vor allem für die, die es sich leisten können. Für 5000 Euro beispielsweise bekäme man eine Nasenkorrektur oder eine Brust-OP, sagt Krueger. „So viel kostet auch ein guter Plasmafernseher.“ Man müsse einfach für sich entscheiden, was man sich gönnen möchte, was man sich selbst wert sei. Und wer das Geld nicht hat, der muss weiter leiden oder eben doch lernen, sich mit dem Makel abzufinden.
Nicola Klusemann
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