Landeshauptstadt: Schöne Aussicht mit Palmen
Nikolaikirche bittet um Spenden für die Wiedererrichtung zweier Palmetten-Ringe des Kolonnaden-Daches / Auf der Suche nach verschwundenen Originalen
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Innenstadt - Die Gemeindemitglieder wollen sie wieder haben und vor allem die Denkmalschützer – die Palmetten, die einst das Kolonnadendach der Nikolaikirche schmückten. Doch wie sie aussahen, das weiß momentan niemand ganz genau. Zwar gibt es erhaltene Schwarz- Weiß-Fotos, doch die reichen für die Rekonstruktion der Ornamente in Form eines Palmenwedels nicht aus. Ein Original jedoch besitzt die Kirchengemeinde bislang nicht, wie Anja Kriebel vom Vorstand der Nikolaikirchen-Gemeinde gestern erklärte. Dabei sind die Palmetten „kein Kriegsverlust“. Auf bislang unbekannte Weise verschwanden sie in der Zeit der Rekonstruktion der im Krieg schwer beschädigten Kuppel. Erst 1962 hatte die Kuppel des zwischen 1830 bis 1837 nach den Plänen Karl Friedrich Schinkels entstandenen Kirchenbaus wieder eingeweiht werden können – ohne Palmetten. Anja Kriebel: „Wir können nicht nachempfinden, wo sie geblieben sind.“
Nun jedoch sollen die beiden Palmetten-Ringe bis zum Ende der Sanierung der Kirche Ende 2008 das Kolonnaden- Dach wieder schmücken. Die Gemeinde hofft auf großzügige Spender, immerhin kostet eine der 98 größeren Palmetten etwa 1500 Euro. Die 140 kleineren Palmetten sind preiswerter und kosten etwa 1000 Euro pro Stück. Die exakten Beschaffung-Kosten werden bestimmt durch den Kupfer-Preis, der derzeit ähnlich attraktiv sein dürfte wie zur Zeit des Verschwindens der Palmetten.
Vielleicht jedoch haben nicht alle Palmetten-Originale den Weg in den Altmetall-Handel gefunden. Anja Kriebel ruft alle Potsdamer auf, nachzusehen, ob sich nicht in Gärten oder Kellern Originale oder auch nur Teile davon erhalten haben. Gesucht werden auch alte Fotos der Nikolaikirche, auf denen die Ornamentringe gut zu erkennen sind. Sollten keine Originalteile mehr gefunden werden, müsste für teures Geld ein Künstler beauftragt werden, der für die Rekonstruktion der Palmenwedel die Schinkelsche Formensprache nachempfindet.
Abgesehen vom hohen Denkmalswert haben die Palmetten eine sehr konkrete Funktion: Sie werden eine Aussichtsplattform auf dem Kolonnadendach optisch abschirmen, die dort im Zuge der gegenwärtigen Sanierung des Kirchenbaus am Alten Markt errichtet wird. Rund um die weithin sichtbare Kuppel von St. Nikolai entsteht ein öffentlich zugänglicher Aussichtsrundgang. Mit dem Eintrittsgeld für diesen künftigen Ausblick in 42 Meter Höhe will die Gemeinde die Kredite tilgen, die sie zur Gegenfinanzierung der erhaltenen Sanierungs-Fördergelder aufnahm. „Gut sechs Millionen Euro“ wird die Gemeinde in ihren monumentalen Schinkel-Bau investieren, erläutert Anja Kriebel. Etwa zwei Millionen Euro davon stammen aus Krediten, wofür die Gemeindemitglieder persönlich einstehen müssen. Dass den Plattform-Besuchern der Blick von der Nikolaikirche auf Potsdam einen Obolus wert sein wird, davon ist Anja Kriebel überzeugt: Von dort werde Potsdam zu sehen sein, „wie Potsdam wirklich ist“ – die schöne Altstadt, der Park Sanssouci, aber auch die Plattenbauten und die Speicherstadt. Nach 2011 blickt der Besucher von dort auch dem neuen Landtag in der Kubatur des ehemaligen Stadtschlosses „direkt aufs Dach“ – und auch direkt auf den Innenhof.
Die Sanierung der Kirche liegt Anja Kriebel zufolge sowohl zeitlich als auch von den Kosten her im Plan. Ende 2008 soll alles fertig sein inklusive der Plattform, die es aus Denkmalschutz-Gründen nicht geben darf ohne die Palmetten. Für die Spender der Palmetten, die „Palmetten-Paten“, winkt ein kleines Stück ewigen Ruhmes: Immerhin wird der Name des Spenders oder auch ein Hochzeits- oder Geburtsdatum auf der Rückseite der großen, 86 Zentimeter hohen Palmetten eingraviert – und zwar so, dass die Gravur von den Plattform-Besuchern gut erkennbar ist.
Informationen zu den Palmettenpatenschaften bei Anja Kriebel unter Telefon 0173/63 877 45. Spenden unter Nennung des Verwendungszweckes „Palmetten für St. Nikolai Potsdam“ auf das Spendenkonto des Kirchlichen Verwaltungsamtes bei der EDG Berlin, Kontonummer 779 202, Bankleitzahl 210 602 37.
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