Landeshauptstadt: Schöne Aussichten
Schlösserstiftung eröffnet am Sonntag neue Dauerausstellung über Park Babelsberg und Flatowturm
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Durch die als Kleeblätter mit langem Stiel geschnittenen Fenster des obersten Geschosses kann der Besucher des Flatowturms die Sichten genießen, die sich auf den Babelsberger Park und die Potsdamer Kulturlandschaft öffnen. Dazu sitzt er bequem auf einem Hocker und erfährt am jedem Fenster durch einen Audioguide, welche Sehenswürdigkeiten sich seinem Auge auftun. Die Schlösserstiftung, die damit auch auf die Bedeutung der viel diskutierten Sichtachsen aufmerksam machen möchte, hat dieses Gestaltungselement für ihre erneuerte und bereicherte Dauerausstellung „Schöne Aussichten“ zu Park und Turm gewählt. Gestern von Generaldirektor Hartmut Dorgerloh vorgestellt, kann sie am Sonntag vom Publikum in Besitz genommen werden. Dann lädt die Stiftung von 13 bis 17 Uhr zu einem Gartenerlebnistag ein.
Katrin Schröder ist es, unter deren Leitung die Dauerausstellung auf allen sechs Etagen des 46 Meter hoch aufragenden Turms runderneuert wurde. Das Bauwerk hatte der spätere Kaiser Wilhelm I. 1853 - 1856 durch den Architekten Johann Heinrich Strack dem mittelalterlichen Eschenheimer Torturm in Frankfurt (Main) nachbauen lassen. Seinen Namen erhielt er vom westpreußischen Gut Flatow, aus dessen Einnahmen der Prinz den Bau finanzierte.
Das Ausstellungsteam bietet zu den Themen Geschichte und Nutzung von Turm und Park, der Bedeutung des Parks im Welterbe, aber auch als Naturraum, detaillierte Informationen auf neuestem Forschungsstand. Beispielsweise, dass Fürst Pückler, als er 1843 den glücklosen Lenné ablöste, eben nicht die begonnene Gestaltung seines Vorgängers, Konkurrenten und Intimfeindes zunichte machte, sondern darauf aufbaute. Die Ausstellung hat den Vorzug, dass sie dem Betrachter beim beschwerlichen Aufstieg bis auf die Aussichtsplattform nicht mit Text-Bild-Tafeln erschlägt, sondern ihm auch (teils sogar makabre) Sachzeugen anbietet. Dazu zählt ein Fressnapfhalter, den DDR-Grenzer für die Hunde bastelten, die nach Westberlin flüchtende Potsdamer stellen sollten. Bemerkenswert ebenso die früher auf dem Rundbeet vor dem Turm platzierte Zinkgussskulptur“Standartenträger (um 1860), die 1990 bei Grabungen in Bruchstücken aufgefunden worden war.
Dorgerloh dankte Maren Kern. Die Babelsbergerin hatte zu einem runden Geburtstag anstelle von Geschenken um Spenden für den Flatowturm gebeten. 5700 Euro kamen so zusammen, die nunmehr zur originalen Nachfertigung des Deckenleuchters für das Arbeitszimmer (Balkonzimmer) des Kaisers verwendet werden. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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