Homepage: Schöne Träume und begehrte Produkte
Mit „Applaus 2007“ und „ZEIGmal“ finden in Potsdam derzeit zwei studentische Design-Ausstellungen statt
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Das „Schaufenster“ atmet Design. Gut gekleidete Studenten versammelten sich gestern in der Ausstellungsfläche im Fachhochschul-Gebäude an der Friedrich-Ebert-Straße. Aparte Designerbrillen und dunkle Sakkos über legeren Kapuzenpullis prägten das Bild. Design-Studenten haben eben Stil. Das gilt auch für den Ausstellungsort, an dem bis einschließlich Samstag die besten Abschlussarbeiten des FH-Fachbereichs Design zu sehen sind.
Die Studierenden rücken mit komplizierten Konstruktionen aus Dachlatten ihre Arbeiten ins rechte Licht. Zum zweiten Mal findet mit der Veranstaltung „Applaus 2007“ eine umfangreiche Werkschau und Konferenzreihe an der FH statt. Nicht nur in der Potsdamer Innenstadt, auch auf dem Campus in der Pappelallee zeigen Studierende ihre Arbeiten. Wobei die Fachhochschüler nicht einfach unter sich bleiben: auch die Universität ist mit dem Studiengang Europäische Medienwissenschaft an dem dreitägigen Projekt beteiligt.
Mobilität ist ein Schlüsselthema der Arbeiten, gerade im Produktdesign. Ideenfindung und Entstehungsprozess der Arbeiten sind sorgfältig dokumentiert. So gewinnt der Besucher einen Einblick in die Frage, was die Menschen heute bewegt. Bewegungen auf dem Rollfeld des Flughafens Schönefeld, eine futuristische „mobile Immobilie“ zur Besiedelung städtischer Brachflächen oder ein Wohnwagen: offensichtlich träumen viele Menschen von grenzenloser Mobilität. Und Designer, so Prof. Rainer Funke, verwirklichen die Träume und Wünsche der Menschen. Das habe mit Kreativität zu tun, aber nicht mit Kunst. Rainer Funke sieht die Produktentwicklung als die Hauptaufgabe der Designer an. Ein Zukunftspotenzial, das auch das Land Brandenburg ernst nimmt. Rund 500 Unternehmen gebe es hierzulande in der so genannten Kultur- und Kreativwirtschaft, sagte gestern Holger-Jens Hoffmann vom Wirtschaftsministerium. Der Umsatz in der Branche steige derzeit rapide.
So entstand der Wohnwagen von Philipp Lüdicke in Zusammenarbeit mit dem VW-Designzentrum Potsdam. Dort fand der 27-jährige FH-Absolvent des Studiengangs Produktdesign die notwendige Technik für sein Wohnwagen-Modell vor. Es ist am Computer entstanden und besteht aus einem speziellen Flüssigharz. Nun hängt der windschnittige Wohnwagen an einem kleinen glänzenden VW Golf. „Der Wohnwagen passt im Design zum Zugfahrzeug“, sagt Philipp Lüdicke und nimmt behutsam das Dach ab. Ein winziges Waschbecken und eine weiße Miniaturcouch kommen zum Vorschein. Philipp Lüdicke verweist stolz auf rote Staunetze im Dach. Ein Wohnwagen von der Stange ist das jedenfalls nicht.
Julia Junghänel ist noch einen Schritt weiter. Die überzeugte Radfahrerin beugt sich über ein blaues Fahrrad. In dem Rahmen steckt eine Laptoptasche und auf jeder Seite des Gepäckträgers eine Getränkekiste: Julia Junghänel hat mit der Hilfe eines Potsdamer Fahrradbauers das perfekte Transportmittel für Studenten geschaffen. Fünf Transportbereiche gibt es bei ihrem Drahtesel. Inspiration für ihre Innovationen fand die 29-Jährige in China. Dort gebe es viele Lösungen, die auf dem europäischen Fahrradmarkt noch unbekannt sind. Überhaupt ist die Absolventin mit hiesigen Fahrradprodukten unzufrieden, besonders was das Design angeht. „Wenn ich eine Fahrradtasche kaufe, habe ich höchstens die Wahl zwischen einer schwarzen und einer grauen.“ Mit der Langeweile in den Fahrradläden könnte es aber bald vorbei sein: Julia Junghänel will wie viele ihrer ehemaligen Kommilitonen aus der Abschlussarbeit einen Job machen.
Applaus 2007 und ZEIGmal: Designshow im „Schaufenster“ der FH, Friedrich-Ebert-Str. 4, und auf dem Campus Pappelallee 8. Ausstellung und Konferenzen bis einschließlich Sonnabend.
Mark Minnes
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