Homepage: Schreib mal wieder
Die studentische Literaturzeitschrift „schreib“ ist ein Forum für junge Autoren
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Organhändler, tote Rockstars, Außerirdische sowie Zwerge mit Strapsen und gefärbten Bärten – darüber schreibt Martin Dragosits. Behauptet er jedenfalls in „schreib“, der Potsdamer „Zeitschrift für junge Literatur“. Und indem er das behauptet, hat er es tatsächlich getan. Nachzulesen im aktuellen Heft. Doch möge man jetzt bitte nicht denken, „schreib“ sei ein Magazin, das sich an Leser – oder eben Schreiber – mit bizarren Neigungen richtet. Zwar sei man inhaltlich für Alles offen, sagen Kerstin Raatz, die Herausgeberin der letzten vier Ausgaben, doch geht es dann in den Texten – Lyrik und kurze Prosa – um eher harmlose Dinge, wie etwa „Liebe unter dem Aprikosenshampoo“.
Jungen Autoren ein Forum bieten, das sei die Grundidee der ersten Herausgeberin, Manuela Sorge gewesen, die das Heft vor sechs Jahren als „Literarisches Journal der Universität Potsdam“ gegründet hat. Nun wird Christoph Beck von der nächsten Ausgabe an Kerstin Raatz als Herausgeber ablösen. Mit Beck arbeitet inzwischen der vierte Herausgeber am zwölften Heft. Jedes Semester erscheint ein neues, begleitet jeweils von einer Lesung. Die sei ein wichtiger Bestandteil, erklärt Beck, dem viel an einer Kommunikation über die Literatur gelegen ist. Außerdem bietet sich so die Gelegenheit, auch jungen Musikern zu einem Auftritt zu verhelfen. Neben den in den Heften abgedruckten Bildern soll so auch einer weiteren Kunstform Aufmerksamkeit verschafft werden.
Die Auflage ist mit 200 Exemplaren eher bescheiden. Das ist schade, denn es findet sich wahrlich Schlechteres. Ist die erste Geschichte, „Max oder L’éducation“ von Anna Reimer, noch eher mittelmäßig in ihrer herablassenden Altklugheit und hätte vielleicht nicht an so exponierter Stelle erscheinen müssen, wünscht man sich für „Eine kleine deutsche Geschichte“ von Michael Schleicher möglichst viele Leser. Und stünde die Erzählung „Verkehr“ von Maria Stolz in einem Buch von Judith Hermann, so würde gar nicht auffallen, dass sie nicht von ihr ist.
Finanziert wird „schreib“ je zur Hälfte durch Geld vom Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) sowie vom Fachschaftsrat Germanistik der Uni, und durch den Verkaufserlös. Der Preis von einem Euro sei aber eher symbolisch, ein Zeichen der Wertschätzung und des Respekts gegenüber den Autoren, erklären Raatz und Beck. Das Heft solle nicht als Tassen-Unterlage in der Cafeteria enden. Anzeigen und Werbung wolle man nicht.
Autor bei „schreib“ kann prinzipiell jeder werden. Inzwischen kämen schon Einsendungen aus Köln oder der Schweiz, erzählt Raatz. Problematisch sei dabei allerdings, dass diese Autoren dann in der Regel nicht extra für die Lesung nach Potsdam kämen. Maximal fünf Texte darf jeder Autor pro Ausgabe einsenden. Auch das ist schon genug Arbeit für die Kommission, die darüber entscheidet, welche davon gedruckt werden. Kommissionsmitglieder, das sind Autoren, Freunde, Literaturwissenschaftler, in wechselnder Besetzung. Sie bekommen die Texte in anonymisierter Fassung. Wie viele Texte genommen werden, sei verschieden. Entscheidend sei die Qualität. Eine Benachrichtigung, was mit seinen Texten passiert, erhalte jeder Autor. Auch Änderungen gäbe es nur in Absprache mit dem jeweiligen Autor. Man wolle die Autoren ermutigen, auch dafür sei der Dialog nötig. Nun denn: Einsendeschluss für die nächste Ausgabe ist der 22. April.
Weitere Informationen: www.schreib.org
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