
© Olaf Möldner
Von Michael Meyer: Schrittweise Richtung Gold
Gordon Wolf zählt zu den Favoriten der U20-Europameisterschaften, bei denen in dieser Woche sieben Potsdamer Leichtathleten starten werden
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Andere mögen vielleicht möglichst wenig Widerstand – Gordon Wolf fordert geradezu schwere Gegnerschaft. „Ich brauche star- ke Konkurrenz, um weit zu werfen“, erklärt der 19-jährige Diskuswerfer des SC Potsdam vor den morgen beginnenden Europameisterschaften der U20- Leichtathleten im serbischen Novi Sad. „Auf nationaler Ebene ist der Druck auf mich nicht mehr so da. Den brauche ich aber, um an meine Leistungsgrenzen zu kommen.“ Deshalb freut sich der Junioren-Weltmeister des vergangenen Jahres auf das erneute Kräftemessen mit dem Kroaten Marin Premeru und dem Ukrainer Mykyta Nesterenko, die 2008 in Bydgoszcz hinter ihm Silber und Bronze gewonnen hatten, sowie auf den U20-WM- Sechsten Andrius Gudius aus Litauen.
„Das dürften auch jetzt meine stärksten Gegner sein“, sagt der vom immer noch aktuellen Diskuswurf-Weltrekordler Jürgen Schult trainierte Sportschüler. „Natürlich bin ich als Weltmeister und Weltjahresbester einer der Favoriten. Und natürlich will ich möglichst erfolgreich sein. Das will ich mir wieder Schritt für Schritt aufbauen: Zuerst am Donnerstag die Qualifikation für das Finale der besten Acht erreichen, dort am Freitag einen Medaillenplatz erobern – und wenn der sicher ist, um Gold kämpfen. Dafür müsste ich 65 bis 66 Meter werfen“, so Wolf, dessen Bestweite 66,45 Meter beträgt. Ein Vorhaben, das Trainer Schult für realistisch hält: „Beim letzten Training am Montag in München hat Gordon ein gutes Stück über 60 Meter geworfen. Ob es für den Titel reicht, wird angesichts der starken Konkurrenz aber auch von der Tagesform abhängen.“
Gordon Wolf ist einer von sieben Potsdamern unter den insgesamt 94 deutschen Talenten in Novi Sad. „Das ist erst einmal eine sehr gute Ausgangsposition. Jetzt muss nur noch Zählbares rauskommen“, meint Axel Richter, der Cheftrainer der SC-Leichtathleten. Zumindest Chancen auf den Endlauf beziehungsweise Endkampf in ihren Disziplinen haben Elina und Diana Sujew (siehe Kasten), Speerwerferin Sarah Mayer und Hochspringer Oliver Bräutigam. „Ich will mich nicht vorher zu sehr unter Druck setzen und erhoffe mir ein Top-Acht-Resultat“, sagt Sarah Mayer, die wegen Rückenbeschwerden in den letzten dreieinhalb Wochen vorsichtshalber keinen Speer mehr warf, sondern sich mit anderen Übungen fit machte. „Ich bin trotzdem guter Dinge. Mit dem Adrenalinschub im Wettkampf wird es schon gehen“, meint die 18-Jährige, die 52,68 Meter als Bestweite aufweist. Auch Oliver Bräutigam will bei seinen ersten internationalen Titelkämpfen am Donnerstag zumindest den Endkampf am Samstag erreichen. „Dafür werde ich aber meine bisherige Bestleistung von 2,15 Metern überbieten müssen“, glaubt der 19-Jährige, der die U20- WM-Norm (2,15) erst in letzter Sekunde bei den Deutschen Junioren-Meisterschaften Ende Juni in Göttingen schaffte. „Dass es bisher eine solche Zittersaison war, war vor allem eine Kopffrage. Ich hatte die Form, setzte mich aber zu sehr unter Druck. Jetzt ist der Knoten geplatzt und ich fühle mich besser“, so der Schützling der Trainerin Doreen Lehnigk.
Diskuswerfer Thomas Müller wird es schwer haben, das Finale zu erreichen, und 100-Meter-Läuferin Nadja Bahl sagt von vornherein: „Ich will den Zwischenlauf erreichen und möglichst meine Bestzeit von derzeit 11,78 Sekunden verbessern.“ Nach langwierigen Rückenproblemen im Winter trainiert die noch 17-Jährige – die zu den jüngsten Sprinterinnen in Novi Sad zählt – erst seit Anfang April wieder völlig schmerzfrei unter Regie Frank Möllers. „Ohne diesen langen Trainingsausfall wäre vielleicht mehr möglich“, meint Bahl, die außerdem für die 4mal 100 Meter nominiert ist. „Ob ich auch wirklich in der Staffel eingesetzt werde, entscheidet der Bundestrainer erst am Samstag.“
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