Aus dem GERICHTSSAAL: Schrottautos nach Crash auf der Autobahn
Verfahren gegen 300 Euro Geldbuße eingestellt
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Auf der Autobahn, kurz hinter Potsdam, erlebte Beate B.* (61) am 4. Dezember vorigen Jahres den Schreck ihres Lebens. Die pensionierte Lehrerin war an diesem Morgen unterwegs zu einer Beerdigung, als sie an einer Unfallstelle vorbeifuhr. Wenig später wurde sie nach einem Crash selbst erheblich verletzt, war ihr Opel Astra nur noch ein Haufen Schrott. „Ich fuhr mit 100 Stundenkilometern auf der Mittelspur, als ich rechts ein kleines rotes Fahrzeug wahrnahm“, erinnert sie sich im Zeugenstand. Plötzlich sei dieses zügig nach links auf ihre Spur gedriftet, während der junge Mann am Steuer nach rechts geschaut habe. „Ich hielt mein Lenkrad krampfhaft fest und versuchte noch auszuweichen. Doch dann verspürte ich einen kräftigen Schlag. Mein Wagen drehte sich und krachte in die Leitplanke.“ Froh, mit dem Leben davongekommen zu sein, habe sie nur noch einen Gedanken gehabt: Wo ist das Auto, das mich abgedrängt hat?“, erzählt die Zeugin. Dieses entdeckte sie nicht, dafür eine junge Frau, die weinend in ihrem zerbeulten Skoda saß.
Jetzt sitzt dieselbe Frau wegen fahrlässiger Körperverletzung vor Gericht. Laut Staatsanwaltschaft soll Janina J.* (22) Schuld an dem Unfall tragen. Weil sie beim Auffahren vom Beschleunigungsstreifen auf die Autobahn die Vorfahrt eines roten Nissan missachtete, habe dieser nach links ausweichen müssen, was wiederum die Lehrerin zu einem Ausweichmanöver gezwungen habe, so die Anklage. Janina J. versichert, sich vorschriftsmäßig verhalten zu haben. „Ich habe den Blinker gesetzt und in den Seitenspiegel geschaut. Dann machte ich den Schulterblick und fuhr vom Beschleunigungsstreifen auf die rechte Spur“, beteuert die gelernte Tierwirtin. „Einen roten Nissan habe ich dort nicht gesehen.“ Statt dessen habe sie im Rückspiegel das routierende Gefährt der Pädagogin wahrgenommen, das dabei mit ihrem nagelneuen Skoda kollidierte. „Der hatte danach Totalschaden.“
Rainer R.* (43) wurde Augenzeuge der Karambolage, wäre beinahe selbst noch zu Schaden gekommen. Er bestätigt, die Angeklagte sei mit ihrem Skoda bereits vollständig auf der rechten Spur gewesen. Couragiert verfolgte er nach dem Zusammenstoß den Nissan mit Lichthupe, stoppte ihn schließlich. „Der Fahrer war der Meinung, er hätte mit dem Unfall nichts zu tun. Er sagte nur, er musste ausweichen, weil eine Frau blöd gefahren ist“, so der Berufssoldat. Erst habe er sich geweigert, zur Unfallstelle zurückzukommen, dann sei er allerdings doch umgekehrt, um auf die Polizei zu warten. Eine Geldbuße von 300 Euro sei ausreichend, um die Schuld von Janina J. zu sühnen, befindet der Richter. Hat sie die gezahlt, wird das Verfahren eingestellt (*Namen geändert). Hoga
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