
© Manfred Thomas
Von Jan Brunzlow: Schulamt hatte gewarnt
Keine Lösung für Gesamtschulen in Sicht / Magdowski verschweigt Problem Haeckelstraße
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Die Schulentwicklungsplanung der Landeshauptstadt steuert in ein weiteres Desaster: Das staatliche Schulamt als Außenstelle des Bildungsministeriums hat die Stadt bereits vor einem Jahr gewarnt, sie müsse die Schulstruktur den Elternwünschen anpassen. Entsprechende Informationen bestätigte die Schulbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU) am Dienstagabend im Bildungsausschuss. „Darauf hat der Schulamtsleiter Ulrich Rosenau mich aufmerksam gemacht“, sagte Magdowski. Geschehen ist nichts. Seit Jahren wählen die Eltern für ihre Kinder in Potsdam vor allem Gesamtschulen und Gymnasien an, doch erneut hat die Verwaltung gemeinsam mit der Kommunalpolitik die Plätze der Gesamtschulen reduziert. Nun gibt es mehr als 200 Schüler, die einen Gesamtschulplatz haben wollen und nach derzeitigem Stand keinen erhalten. Selbst der Ausweich auf eines der fünf städtischen Gymnasien wird schwierig, da dort ebenfalls alle Plätze belegt sind. Einzig die Oberschulen haben noch 90 Plätze frei, sagte Schulrat Eckhard Dörnbrack.
Etwa 250 Schüler, Eltern und Lehrer der Voltaire-Gesamtschule haben daher gestern vor dem Potsdamer Rathaus gegen die Schulentwicklungsplanung der Stadt demonstriert. Sie forderten die Verwaltung auf, die Filial-Pläne ad acta zu legen und neue Vorschläge zu erarbeiten, wo die Schüler künftig lernen. Die Verwaltung wollte im Schulhaus in der Haeckelstraße in Potsdam-West eine Zweigstelle eröffnen, um einen Teil der 200 Schüler ohne Gesamtschulplatz eine Alternative bieten zu können. Doch nach PNN-Informationen steht der Standort nicht zur Verfügung. Wie Bernd Richter vom städtischen Immobilienservice KIS bestätigte, würden dort im August keine Räume zur Verfügung stehen. Weder für eine Filiale die bislang keiner will, noch für eine neue Gesamtschule, wie sie von einem Teil der Potsdamer Stadtverordneten favorisiert wird. Eine entsprechende Information hat Magdowski im Bildungsausschuss allerdings nicht weitergegeben – trotz der Aufforderung ihres Schul-Fachbereichsleiters Dietmar Weiberlenn. Der hatte seine Vorgesetzten in der Sitzung leise aufgefordert, die mangelnde Raumsituation deutlich zu machen.
Bereits im Vorfeld hatte die Schuldezernentin Buh-Rufe der Schüler, Lehrer und Eltern erhalten, nachdem sie zu den Demonstranten sprach. Sie fragte die Schüler, ob diese anderen Schülern ernsthaft den Wunsch verwehren wollen, an ihrer Schule zu lernen. Mit Unverständnis und „Wut“, so Elternsprecher Uwe Carow, hätten die Schüler reagiert. Schulleiterin Karen Pölk erklärte, das Konzept der Voltaire-Schule sei nicht auf eine Filiale adaptierbar. Es sei ein in den Jahren gewachsenes Schulleben, an welchem die Filialisten dann nicht teilhaben könnten. Sie bot der Verwaltung an, dass die Voltaire-Schule eine Klasse zusätzlich aufnehme und eine Kooperation mit einer neuen Gesamtschule eingeht, um diese zu unterstützen. Eine Filiale lehnte sie ab. Elternsprecher Uwe Carow erklärte, bei einer Filiallösung „steht an dem Türschild des Gebäudes zwar dann Voltaire-Schule dran, es ist aber nicht Voltaire-Schule drin“. Schülersprecherin Mia Wätzel hat der Verwaltung eine Unterschriftenliste gegen die Filiallösung übergeben.
Wie Verwaltung und Kommunalpolitik in diesem Jahr eine Lösung schaffen, ist weiter unbekannt. Schulrat Eckhard Dörnbrack wünschte sich, dass die Verwaltung die Schulentwicklungsplanung jährlich anpassen sollte. Nach dem Anwahlverfahren der Eltern und Schüler müsse überprüft werden, was geändert werden muss, sagte er gestern. Bereits im letzten Jahr musste das Schulamt in die Planungshoheit der Stadt regulierend eingreifen.
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