Landeshauptstadt: Schule statt Bordell
Belladonna-Ausbildungsprojekt soll ausländischen Zwangsprostituierten den Ausstieg erleichtern
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Belladonna-Ausbildungsprojekt soll ausländischen Zwangsprostituierten den Ausstieg erleichtern Der Opferhilfe-Verein Belladonna eröffnete gestern eine neue Beratungsstelle in der Fachhochschule für Sozialwesen in der Friedrich-Ebert-Straße. Nach dreimonatiger Aufbauphase werden sich hier zwei feste Mitarbeiterinnen um Frauen kümmern, die Opfer von Menschenhandel wurden. In der Landeshauptstadt will der Verein den meist ausländischen Opfern Deutsch- und Computerkurse sowie Praktika in Firmen und Behörden anbieten. So soll ihnen der Ausstieg aus der Prostitution erleichtert werden, sagte Koordinatorin Uta Ludwig. Oft sind die Frauen Zeuginnen in Prozessen gegen Menschenhändlerringe, die sich teilweise bis zu fünf Jahren hinziehen. Arbeiten können sie währenddessen nicht, weil sie in Deutschland nur geduldet sind. „Nun sollen sie diese Zeit nutzen können“, so Ludwig. Bereits seit Monatsanfang lernen die ersten sechs Teilnehmerinnen in einem Intensiv-Lehrgang die deutsche Sprache. Sind sie dieser mächtig, können sie weitere Kurse besuchen: „Wir wollen sie soweit fit machen, dass sie später auch in ihrer Heimat eine Arbeit finden können“, erklärt die Koordinatorin. Laut Ludwig kämen die Betroffenen hauptsächlich aus dem ehemaligen Ostblock – überwiegend aus Litauen, Weißrussland und Russland, aber auch Rumäninnen seien unter den Frauen. Nach ihrem Eintreffen in die Bundesrepublik wurden sie zur Prostitution gezwungen. Zwar gäbe es zurzeit in Potsdam kein Bordell, aber in Berlin und im Umland. Hier seien die Migrantinnen und auch die Deutschschülerinnen nach ihrem Ausstieg aus der Prostitution in Schutzwohnungen untergebracht. Der Lehrgang in Potsdam ist ein Pilotprojekt. Ab November sollen auch in der polnischen Grenzstadt Slubice und in Frankfurt (Oder) Migrantinnen unterrichtet werden – im bisher einzigen Standort des vor neun Jahren gegründeten Vereins. Nach Potsdam war er im Juli gezogen, weil hier die Voraussetzungen für Praktika besser seien, als in Frankfurt, wo die Arbeitslosigkeit höher ist. Zudem gäbe es in der Landeshauptstadt mehr Firmen und Behörden: Die Stadtverwaltung habe bereits ihre Partnerschaft angeboten. Auch sei die Zusammenarbeit mit der Volkshochschule und der Urania schon beschlossen. Im Urania-Schulhaus sollen zum Beispiel die Computerkurse stattfinden. Neben den Bildungsmöglichkeiten möchte der Verein aber auch in Potsdam Migrantinnen und Prostituierte beraten, die oft „kranken und völlig ausgemergelten Frauen“ zu Ärzten begleiten sowie den Kontakt zu Rechtsanwälten herstellen. Das Ausbildungs-Projekt des Vereins wird im Rahmen des EU-Equal-Projektes „Wychod“ gefördert. just
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