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Landeshauptstadt: Schulen bangen um ihre Sozialarbeiter

Neuausschreibung des Trägers sorgt für Unruhe. Eltern demonstrieren vor Stadtparlament

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Schüler, Eltern und Lehrer in Potsdam befürchten durch die laufende Neuausschreibung der Schulsozialarbeit gravierende Nachteile für das Vertrauensverhältnis zwischen Schülern und Mitarbeitern. Bei der Fragestunde zur Stadtverordnetenversammlung (SVV) am Mittwoch demonstrierten Eltern der Grundschule am Priesterweg für ihre Sozialarbeiterin. Anna Wronka, Elternsprecherin der Fontane-Oberschule, kritisierte, dass durch einen Personalwechsel bei der Schulsozialarbeit das in den vergangenen Jahren aufgebaute Vertrauen der Jugendlichen zerstört werde. Das dürfe nicht passieren: „Das ist verlorenes Kapital.“

Hintergrund ist der Ausbau der Schulsozialarbeit in der Landeshauptstadt von 10 auf künftig 15 Stellen. Dadurch musste allerdings der Vertrag mit dem bisherigen Träger Paragraf 13 gekündigt werden. Dem Ergebnis der Ausschreibung könne sie nicht vorgreifen, sagte Sozialdezernentin Elona Müller-Preinesberger (parteilos). Allerdings gehe sie davon aus, dass sich auch der bisherige Träger daran beteilige, fügte sie hinzu. Der Verein Paragraf 13 sei ausdrücklich dazu aufgefordert worden.

Dort ist man weniger zuversichtlich. So gebe es einerseits mehr Stellen für Schulsozialarbeiter, sagte Projektleiterin Ike Borg den PNN. Allerdings sei die am 30. Dezember endende Frist für die Bewerbung auf die Ausschreibung zweigeteilt – für die Grund- und Förderschulen sowie die weiterführenden Schulen. Zwar wolle man sich für beide Ausschreibungen bewerben, sagte Borg. Eine Chance für den Zuschlag in beiden Bereichen sieht sie aber nicht. „Ich glaube, das passiert nicht.“ Damit würden die 15 Stellen dann auf zwei Träger aufgeteilt und man müsse sich von einigen Mitarbeitern trennen. Ob diese dann von dem anderen Träger übernommen würden, sei zwar möglich, aber noch ungewiss.

Ein weiteres Problem ist, dass der Verein Paragraf 13 schon seit rund zehn Jahren die Sozialarbeit in Potsdam betreut. Bislang war eine Neuausschreibung nicht nötig. Dadurch haben die Mitarbeiter laut Borg durch ihre Berufserfahrung ein relativ hohes Gehalt. Berufseinsteiger seien billiger, sagte sie.

Für Müller-Preinesberger ist ein Wechsel bei der Schulsozialarbeit kein größeres Problem. Es gebe nun mal Situationen, in denen ein Sozialarbeiter seine Stelle wechsele. „Es gibt nicht die verpflichtende Kontinuität“, wonach man den Rest seines Lebens an einer Schule arbeiten müsse, an der man einmal begonnen habe. Einen unvorbereiteten Bruch an den Schulen wird es laut Müller-Preinseberger jedenfalls nicht geben. So sei die Sozialarbeit bis zum Ende des Schuljahres im Sommer gesichert.

Das sieht Wronka anders, die bis 2014 Vorsitzende der Schulkonferenz war und dem Gremium weiterhin angehört. Eine Entscheidung über den neuen Träger werde es voraussichtlich erst kurz vor dem Ende des Schuljahres geben. Eine Einarbeitung oder gar eine ordentliche Übergabe sei so nicht möglich, kritisierte sie. Die neuen Sozialarbeiter müssten zunächst das System an den Schulen begreifen. Das dauere seine Zeit. Zugleich gehe das Vertrauen der Kinder verloren. „Das ist aber die Grundlage.“

Dem städtischen Konzept für die Schulsozialarbeit zufolge soll es in Zukunft an jeder Schule einen Sozialarbeiter geben. Derzeit und auch im kommenden Schuljahr sind die Mitarbeiter auf sogenannte Sozialräume aufgeteilt, die für mehrere Schulen in der Nähe zuständig sind. Kern der zukünftigen Sozialarbeit für Kinder und Jugendliche ist die Vernetzung der Schulen und freien Träger untereinander. Auch sollen Eltern und Sozialeinrichtungen stärker in die Erziehungsarbeit eingebunden und die Jugendarbeit gestärkt werden.

Um an allen 42 Schulen in Potsdam einen Sozialarbeiter zu beschäftigen, würden pro Jahr rund fünf Millionen Euro allein für Potsdam benötigt, wie Müller-Preinesberger im Frühjahr schätzte. An den Kosten müsste sich auch das Land beteiligen.Stefan Engelbrecht

Stefan Engelbrecht

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