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Schulbau der Neorenaissance  einst Zierde der Stadt Nowawes.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Schulpalast für Nowawes

1911 eingeweiht: Goethe-Gesamtschule Babelsberg bereitet Jubiläum vor / Zurück zum Namen Althoff

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Babelsberg - Als am 17. Mai 1911 das Althoff-Realgymnasium eröffnet wurde, war das Lob für das dafür neu errichtete Schulgebäude, das Beethovenhaus, ungeteilt. „Man hatte am Bau des Realgymnasiums nicht gespart; es war Raum für alle Bedürfnisse einer modernen höheren Schule vorhanden, auch für die über den wissenschaftlichen Unterricht hinausgehenden“, hieß es in einer Publikation. Als „Zierde der Stadt Nowawes“ verfügte sie über eine Aula, einen Zeichensaal mit Balkon zum Freilichtzeichnen, eine Schülerwerkstatt, eine Turnhalle, einen Lichtbild-Vorführraum und auch über Fachkabinette für Physik, Chemie und Musik.

Über die Architektur des in Formen der Neorenaissance errichteten vorbildlichen Zweckbaus sprach am Mittwochabend der Denkmalpfleger Prof. Hermann Wirth. Er hatte selbst 1958 an dem Babelsberger Realgymnasium sein Abitur abgelegt und war lange Jahre Lehrstuhlinhaber an der heutigen Bauhaus-Universität Weimar. Mit dem imposanten „Schulpalast“ wollte die 1907 aus der böhmischen Webersiedlung Nowawes und dem deutschen Dorf Neuendorf hervorgegangenen Industriestadt wohl auch ihr Selbstbewusstsein gegenüber der benachbarten Residenzstadt Potsdam demonstrieren.

Zu dem Vortrag hatte die Gemeinschaft ehemaliger Schüler eingeladen, die die heutige Goethe-Gesamtschule bei der Vorbereitung des 100-jährigen Bestehens im nächsten Jahr unterstützt. Dazu zählen Zeitzeugenbefragungen, so des 90-jährigen früheren Schülers und Lehrers Herbert Schmidt, ein literarisch-künstlerischer Abend mit historischen Texten und eine Festwoche mit Ausstellung zur Schulgeschichte, einem Kunstbasar, einem Fußballturnier für 9. und 10. Klassen, einem Tag der Naturwissenschaften und einem Treffen der ehemaligen Abiturienten. Höhepunkte werden ein historisches Hoffest am 28. März 2011 und die Festveranstaltung zum Jubiläum am 1. April sein.

Von besonderem Interesse für die „Ehemaligen“-Gemeinschaft ist die Absicht, an dem Schulstandort in der Kopernikusstraße ein neues „Gymnasium in Babelsberg“ zu gründen. Es soll im Schuljahr 2011/2012 mit zunächst drei 7. Klassen eröffnet werden. Dies ist im Potsdamer Schulentwicklungsplan verankert. Die ehemaligen Abiturienten erinnern daran, dass die Oberschule als Fortsetzung des Realgymnasiums Ende der 1950er Jahre aufgelöst und durch eine zehnklassige Polytechnische Oberschule ersetzt wurde. Seitdem existierte in dem großen Stadtteil keine zum Abitur führende Schuleinrichtung mehr, verdeutlicht der frühere Schüler Peter Ernst, der als Regionalgeschichtler und Naturschützer bekannt geworden ist. Nach der Wende wurde für ein neues, inzwischen aufgelöstes Gymnasium der Espengrund bevorzugt, obwohl der Schulstandort an der Kopernikusstraße die weitaus reicheren Traditionen hatte. Zurzeit gibt es in Babelsberg für den Weg zur Reifeprüfung lediglich private und kirchliche Einrichtungen, sagt Ernst. Astrid Thorak, amtierende Leiterin der Goethe-Gesamtschule und mit dem Aufbau des Gymnasiums beauftragt, gibt er den Rat, für die neue Bildungseinrichtung wieder den identifikationsstiftenden historischen Namen Althoff-Gymnasium zu beantragen. Aus seiner Sicht könnte dies zu einer stärkeren, auch finanziellen, Unterstützung durch die „Ehemaligen“ führen.

Friedrich Althoff war im Jahre 1882 als Universitätsreferent in das preußische Ministerium der geistlichen-, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten berufen worden. 1897 wurde er zum Ministerialdirektor ernannt und war damit faktisch Leiter des gesamten Unterrichts- und Hochschulwesens in Preußen. Seine Zeitgenossen nannten ihn wegen seines energischen Handelns und seiner Durchsetzungskraft „Bismarck des deutschen Universitätswesens“. Nach Althoff ist heute in Babelsberg auch eine Straße benannt. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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