Landeshauptstadt: Schulsaal als Perle des Rokoko
Kreis um Prof. Giersberg unterstützt die Dortuschule bei der Restaurierung
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Kreis um Prof. Giersberg unterstützt die Dortuschule bei der Restaurierung Innenstadt - Die Dortuschule unternimmt einen neuen Anlauf, ihren einmalig schönen Rokokoraum zu restaurieren. Der Schulförderverein und Schulleiterin Gudrun Wurzler haben dafür einen Kreis prominenter Unterstützer gewonnen, an der Spitze Prof. Dr. Hans-Joachim Giersberg. Der frühere Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten war in den 50er Jahren selbst Dortuschüler. Durch ein Schülerprogramm mit Liedern, Gedichten und Tänzen der Rokokozeit unterhalten, beratschlagte der Gesprächskreis, wie die für das Vorhaben notwendigen etwa 250 000 Euro aufgebracht werden können. Prof. Giersberg verdeutlichte, welch einmaliges Kleinod die Innenstadt in dem Festsaal besitzt. Seine Gestaltung stammt von Künstlern, die auch den Schlössern von Sanssouci und Rheinsberg ihren Glanz verliehen haben. Das Gebäude wurde 1770 von Georg Christian Unger errichtet, die verschiedenfarben gehaltenen, Porzellan imitierenden Stuckaturen des Festsaals weisen mit ihren Blütengirlanden, Früchten und Musikinstrumenten die Handschrift von Johann Christian Hoppenhaupt auf. An der Ausführung hat Sartori mitgewirkt – ein nicht minder berühmter Name. Solche hochwertigen Innendekorationen sind für Bürgerhäuser äußerst selten – und die wenigen, die es in Potsdam gab, längst zerstört. Der Bauherr Johann Nicolaus Freytag konnte sich diese Pracht leisten, weil er durch Militärlieferungen zu Reichtum gelangt war. Gebäude und Saal haben aber auch eine über die Stadtgeschichte hinausgehende historische Dimension. Sie gehörten im 19. Jahrhundert der Familie Dortu. Justizrat Wilhelm Dortu setzte sich während der 48er Revolution als Stadtverordneter für eine Demokratisierung der Gesellschaft ein, sein Sohn Maximilian (Max) gab dafür sein Leben. Als Teilnehmer des Badischen Aufstands wurde er 1849 standrechtlich erschossen. Die Witwe Dortu verkaufte das Haus an die Stadt, die hier 1860 eine Höhere Töchterschule einrichtete. Seitdem wird das Gebäude schulisch genutzt, jetzt als Grundschule „Max Dortu“. Schon 1910 erschien eine Postkarte mit der Abbildung des Rokokosaals, mit der um Spenden geworben wurde. Bis 1940 wurde der Raum als Klassenzimmer genutzt, seit Jahren steht er leer. 1988 hatten Potsdamer Fachschulstudenten, Mentor war Sanssoucis heutiger Chefrestaurator Christian Klenner, die Stuckdecke des Raums untersucht und restauriert. Vor kurzem erhielt er einen originalgerechten Kronleuchter mit Behang zurück. Umso mehr stechen die unbehandelten Wände, der schadhafte Fußboden und die fehlenden Türen zum Nachbarraum ab. Dessen Stuckverzierungen wurden in den 60er Jahren bei der Nutzung als Klassenzimmer abgeschlagen. Zu erneuern sind die Heizungs- und die Elektroinstallation. Auch an Türen, Fenstern, Klappläden und Wandschränken werden Arbeiten notwendig. Der Restaurator Tom Zimmermann, der der Elternvertretung angehört, hat all diese Aufgaben in einer bebilderten Mappe detailliert erfasst. Sie kann Sponsoren anregen, die Finanzierung einzelner Schritte zu übernehmen. Auch Förderanträge will die Schule bei Ministerien und Stiftungen stellen. Gudrun Wurzler machte deutlich, dass der Rokokosaal mit seinem Nebenraum nicht nur schulintern genutzt werden soll. Hier wären ebenso Lesungen, Vorträge, Konzerte oder Empfänge für bis zu 30 Personen möglich. Der frühere Garten (heute Schulhof), zu dem sich die Türen des Saals öffnen, könnte in solche Veranstaltungen einbezogen werden. Erhart Hohenstein Spenden an: Förderverein der Dortuschule, Hypovereinsbank Potsdam, BLZ 160 200 86, Kto.-Nr. 4910143358
Erhart Hohenstein
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