Landeshauptstadt: „Schuppen“ statt Aula für eine halbe Million Euro
Bildungsausschuss lehnt Pläne für Lenné-Schule ab / Kümmel: Schulen sollen Räume der Kulturstätten nutzen
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Der Vorschlag wirkte wie ein gut platzierter Kinnhaken: Mehr als eine halbe Million Euro soll der Anbau kosten, der die Sporthalle der Lenné-Gesamtschule zu einer Veranstaltungshalle machen soll. Die mit dem Anbau gewonnene Fläche wäre 81 Quadratmeter groß – und soll als Abstellfläche für Stühle und Fußbodenbelag genutzt werden. Für die Mitglieder des Potsdamer Bildungsausschusses war am Mittwochabend klar: Es soll lediglich ein „Schuppen“ gebaut werden – dabei hatte man auf den großen Wurf für eine Aula gehofft.
„Das ist jetzt wirklich nicht Ihr Ernst gewesen, dass wir diesen Schuppen anbauen“, sagte Jana Schulze (Die Linke) zu Bernd Richter vom Kommunalen Immobilienservice (KIS). Der hatte den Vorschlag präsentiert, bei dem es um eine Erweiterung der Hallenfläche sowie den Ausbau zu einem Veranstaltungsort ging, der auch der Versammlungsstättenverordnung entspräche. Denn bei Events mit mehr als 199 Personen müssten Toiletten und Notausgänge umgebaut werden sowie Rauchabzugsanlage und Lüftungsanlage installiert werden.
Ursula Klotz (Die Linke) sieht auch ein logistisches Problem, wenn Sporthallen zu Veranstaltungshallen umgebaut werden. Damit verursache man „organisierten Schulsportausfall“, sagte die Lehrerin. Aufbau, Veranstaltung und Abbau würden länger als einen Abend dauern. Zumal ungeklärt sei, wer das machen solle. Auch seien Akustik, Geruch und Flair in Schulsporthallen nicht geeignet für wirklich wichtige Anlässe.
Die Sporthalle der Lenné-Schule soll ab Frühjahr saniert werden. Bereichsleiterin Josefine Ewers erklärte, Schulleiter Ingo Müller habe bereits im Dezember seine Zustimmung zu dem Anbau gegeben. Aus der Lenné-Schule hieß es gestern, da habe Müller aber diesen Vorschlag noch nicht gekannt. Der Schulleiter selbst war nicht zu erreichen. Eine echte Aula wird es für die Schule wohl kaum geben: Sie sei nachrangig im Vergleich zum Sanierungsstau von 105 Millionen Euro an Potsdamer Schulen, vor allem bei Brandschutz- und Sicherheitsmaßnahmen, so Ewers.
Für Kooperationen innerhalb des Dezernates Bildung, Kultur und Sport hat sich Harald Kümmel (SPD) am Mittwochabend ausgesprochen. Er sagte, es könne nicht für jede Schule eine eigene Aula gebaut werden. Daher sollten Synergien in Anspruch genommen werden: Schulen sollten für größere Veranstaltungen die Räume der Kulturstätten in der Schiffbauergasse, des Treffpunkts Freizeit und des Nikolaisaals nutzen können. Der Bau von Veranstaltungsorten an Schulen hat in jüngster Vergangenheit weder am Campus Stern noch am Oberstufenzentrum II geklappt. jab
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