Landeshauptstadt: Schwache Frauenherzen
DAK-Studie: Die meisten Frauen sterben in Folge von Gefäßverengung / Niedriger Krankenstand in Potsdam
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Das Gros der weiblichen Bevölkerung glaubt, dass Brustkrebs die Haupttodesursache bei Frauen sei. Tatsächlich aber sei eine Erkrankung der Herzkranzgefäße der „Hauptfeind“ der Frauen, wie eine Auswertung der bundesweiten Versichertendaten der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK) zeigte.
11,1 Prozent der Frauen starben demnach im vergangenen Jahr in Folge verengter Koronargefäßen, referierte gestern Birgit Krafft, DAK-Bezirksgeschäftsführerin in Potsdam, die Zahlen aus dem aktuellen Gesundheitsreport. Mit vier Prozent stehe der Brustkrebs erst an fünfter Stelle der Todesursachen, noch hinter Herzschwäche, Herzinfarkt und Schlaganfall. Häufig werde die Herzkrankheit bei Frauen gar nicht oder zu spät erkannt. Das hänge auch damit zusammen, dass 70 Prozent der Herzpatientinnen im akuten Fall andere Symptome zeigten als ihre männlichen Leidensgenossen. So litten Frauen häufig unter Kurzatmigkeit, ungewöhnlicher Müdigkeit, Übelkeit, Oberbauchschmerzen oder Stechen zwischen den Schulterblättern. Der typische Brustschmerz, der bis in den Arm zöge, sei bei Frauen hingegen selten, so Krafft.
Die Risiken seien den Frauen durchaus bewusst: Nikotin, Pille, Übergewicht, Alter, aber auch Doppelbelastung durch Beruf und Familie. Nur selten, so die DAK-Bezirkschefin, würden auch psychische Belastungen als Herzinfarkt-Risiko gesehen. Dabei habe eine Wiener Studie aus diesem Jahr gezeigt, dass die meisten Frauen vor ihrem Herzinfarkt an Depressionen gelitten hätten, sagte der Werderaner Arzt für Psychotherapeutische Medizin, Dr. Reinhart Kroeber.
Darum betrachte die DAK die neuesten Werte zum Krankenstand ihrer Potsdamer Kunden mit Sorge. Während die Zahl der wegen Atemwegserkrankungen oder orthopädischer Beschwerden krank Geschriebenen zurückgehe, steige die Zahl derer, die wegen psychischer Leiden zu Hause blieben. Dies sei zumindest eine Warnung, so der Mediziner. Nicht alle diese Frauen seien auch potenzielle Infarktkandidaten. Der klassische Koronar-Typ sei außerdem gekennzeichnet durch Arbeitswut und ständiges Aktivsein, erklärt Kroeber. Das gelte für Frauen wie Männer. Präventiv könne durch gesunde Ernährung, mehr Bewegung und Nikotinverzicht dem Trend entgegen gesteuert werden. Aber auch eine Verhaltenstherapie könne bei der Lebensstiländerung helfen, so Koerber.
Insgesamt sei die Zahl der Krankschreibungen in der Landeshauptstadt weiter rückläufig. Im vergangenen Jahr habe man den niedrigsten Krankenstand seit 1998 erreicht. Er lag bei 3,6 Prozent – damit waren in Potsdam an jedem Tag des Jahres von 1000 DAK-Versicherten 36 krank geschrieben; der Landesdurchschnitt liege bei 3,8 Prozent – und nähere sich damit langsam dem Bundesdurchschnitt mit 3,1 Prozent. N. Klusemann
N. Klusemann
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