Landeshauptstadt: Schweers hört früher auf
Jakobs bedauert Abgang seines Jugendamtschefs
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Jugendamtschef Norbert Schweers verlässt die Stadtverwaltung vier Monate eher als geplant. Er und Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) hätten sich auf einen vorfristigen Auflösungsvertrag verständigt, sagte Schweers am Freitag. Damit werde er zum 1. September seine neue Leitungstätigkeit bei der gemeinnützigen Aktiengesellschaft Evangelisches Jugend- und Fürsorgewerk (EJF) antreten können. Jakobs sagte, das Ausscheiden von Schweers sei „sehr bedauerlich“.
Nach zehn Jahren als Amtsleiter war Schweers vor zwei Wochen für fünf Jahre in den Vorstand des EJF gewählt worden. Er hatte sich nach eigenen Angaben Ende April dort beworben. Das EJF mit Sitz in Berlin ist einer der größten sozialen Träger im Osten Deutschlands, hat zirka 90 Einrichtungen mit rund 3000 Mitarbeitern und ist vor allem auf Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe spezialisiert. Dazu kommen Beratungsstellen und Kitas. In Potsdam betreibt das EJF unter anderem sieben Kitas und den Heimverbund „Eva Laube“. Von der Stadt gibt es dafür pro Jahr rund vier bis fünf Millionen Euro.
Dass Schweers zu einem Träger wechselt, den er als Jugendamtschef bisher kontrollieren sollte, hatte für Kritik gesorgt. Die Angelegenheit besitze ein „Geschmäckle“, kritisierte Peter Schultheiß von der Fraktion Potsdamer Demokraten. Er forderte die Einführung einer zweijährigen Karenzzeit vor dem Wechsel städtischer Bediensteter in Zweige der Privatwirtschaft, die geschäftlich mit der Stadt verbunden sind. Dies sei eine „unsinnige Diskussion“, sagte Jakobs. Solche Regelungen gebe es nur in der Privatwirtschaft, wenn der Geschäftsführer eines Unternehmens zu dessen Konkurrenten wechsle. Würde er Schweers für zwei Jahre untersagen, in einem bestimmten Berufsfeld zu arbeiten, müsste die Stadt ihn ohne Gegenleistung weiterbezahlen. Er habe nicht den „leisesten Hinweis“, dass Schweers das EJF in der Vergangenheit begünstigt habe, sagte Jakobs. Dennoch werde das Rechnungsprüfungsamt der Stadt die Handlungen des Jugendamtschefs der vergangenen beiden Jahre auf Auffälligkeiten prüfen. Schweers sagte dazu: „Das ist auch mein Wunsch gewesen.“ Verdächtigungen solle so bereits im Ansatz entgegengewirkt werden, hieß es.
Jakobs würdigte die Leistung von Schweers ausdrücklich. Potsdam sei eine familienfreundliche Stadt. Die Zahl der Kinder in Heimen sei trotz steigender Bevölkerungszahlen gesunken. Der Krippen- und Kita-Ausbau gehe voran. „Ich gehe mit einem bestellten Laden“, lobte auch Schweers. Einen Nachfolger will Jakobs Anfang 2013 präsentieren. HK
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