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Landeshauptstadt: Schweinegülle einmal anders

Institut für Agrartechnik stellt Biomasse-Projekte vor

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Institut für Agrartechnik stellt Biomasse-Projekte vor Von Jörg Muth Bornim. Ökologische Energieprojekte entwachsen gerade erst der Stiefkinderrolle. Um ihre Akzeptanz zu fördern, werden seit mehreren Jahren von Firmen und Interessengruppen die europäischen Biomassetage veranstaltet. Das Institut für Agrartechnik in Bornim stellte im Rahmen dieser Aktionstage am Samstag seine Biomasseprojekte der Öffentlichkeit vor. Biomasse ist ein weit gesteckter Begriff und bezeichnet alles was natürlich nachwächst und dessen Nebenprodukte – die Palette reicht von Raps und Rüben, über Pappeln, bis zur Schweinegülle. Satter Geruch schlug dem Besucher in der Projekt-Halle zur Biogasgewinnung entgegen. Wer schon immer einmal in das Innere einer Biogasanlage schauen wollte, hatte hier die Gelegenheit dazu. ZahlreicheMini-Biogasanlagen mit unterschiedlichen Biomassesubstanzen standen aufgereiht in der Halle. „Wir suchen für den Landwirt die optimale Mischung“, sagte Jan Mumme, Doktorand am Institut. Es macht für Bakterien, die das Biogas produzieren, durchaus einen Unterschied, ob die Biomasse 35° oder 55° Celsius warm ist. Reine Schweinegülle scheint den kleinen Wesen verständlicherweise schlechter zu schmecken als Gülle, die mit so genannten Kosubstraten versetzt wurde. Mais, Roggen, Rüben oder Kartoffellabfälle dienen hier als Zusätze. Im Biobrennstofflabor erklärten die Agrartechniker die vielfältigen Schwierigkeiten bei der Zubereitung von Energiepflanzen. Holz brennt im Vergleich zu fast allen anderen Stoffen am umweltverträglichsten. Damit ist aber nicht das Holz aus dem Wald gemeint, da der Kahlschlag kaum eine ökologische Alternative ist. Das Institut unterhält eine drei Hektar große Rohstoffplantage, auf der verschiedene Energiepflanzen unter unterschiedlichen Düngerbedingungen wachsen. Es ist aber nicht damit getan festzustellen, welche Energiepflanze die besten Heiz- und Anbauwerte hat. Ernte und Lagerung müssen genauso erforscht werden. Weiden, Hanf und Gras werden in Briketts oder Pellets gepresst und verbrannt, um die Emissionswerte zu bestimmen. Neben der Besichtigung von Briketts, Heizöfen und Messanlagen konnte der Besucher auch Interessantes über internationale Kooperationen erfahren. Ägypten steht vor dem doppelten Dilemma, dass der Baumwollkäfer große Schäden verursacht, die abgeernteten Sträucher voller Käfer aber wegen der bereits herrschenden Luftverschmutzung nicht verbrannt werden dürfen. Insektizide wären eine schlechte Alternative. Ehab el Saeidy von der Universität El Menoufiya untersucht daher in seiner Doktorarbeit, wie die Baumwollsträucher so in Pellets gepresst werden können, dass der Baumwollkäfer stirbt und Heizmaterial mit geringen Emissionswerten entsteht. „Wir arbeiten oft und gerne mit ausländischen Kollegen zusammen“, sagte Dr.-Ing. Volkhard Scholz, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut. Er will beim nächsten Tag der offenen Tür, für eine bessere Ausschilderung zu sorgen, damit mehr als nur ein paar Dutzend Besucher den Weg nach Bornim finden.

Jörg Muth

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