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Balanceakt. Sebastian Stamm an seinem Chinesischen Mast.

© Manfred Thomas

Stangenakrobatik beim „Dinner for Fun“: Schwerelos durch die Luft

Was Sebastian Stamm da oben an seinem Chinesischen Mast macht, scheint wider aller Schwerkraft: Nur mit den Füßen hält er sich an der Stange, der Oberkörper schwebt mit scheinbarer Leichtigkeit parallel zum Boden. Stamm ist einer der Stars im „Dinner for Fun“, der Verzehrtheatershow im nostalgischen rotsamtenen Zelt neben der Biosphäre.

Von Sarah Kugler

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Was Sebastian Stamm da oben an seinem Chinesischen Mast macht, scheint wider aller Schwerkraft: Nur mit den Füßen hält er sich an der Stange, der Oberkörper schwebt mit scheinbarer Leichtigkeit parallel zum Boden. Stamm ist einer der Stars im „Dinner for Fun“, der Verzehrtheatershow im nostalgischen rotsamtenen Zelt neben der Biosphäre. Noch bis zum 29. Januar tritt er vier Mal pro Woche – von Donnerstag bis Sonntag – mit seinen Kollegen auf die Bühne und unterhält die speisenden Gäste.

Dabei rutscht der 30-Jährige auch mal eben aus höchster Höhe kopfüber an seiner Stange den Besuchern entgegen, nur um sich kurz vor dem Boden mit den Beinen abzufangen. Locker sieht das aus, fast schon schwerelos leicht. Dabei ist bei Stamms Übungen natürlich gar nichts leicht. Schon gar nicht der Muskelkater, den er auf sich nehmen musste, als er seine Akrobatik vor etwa sechs Jahren erlernte. „Ich hatte einfach nur Schmerzen“, so der Wahlberliner. „Jeder Muskel in meinem Körper hat rebelliert.“ Damals war der gelernte Kaufmann für ein Jahr in Ägypten – als Animateur. „Breakdancen war schon immer mein Hobby, die haben Tänzer gesucht, so fand sich das“, sagt Stamm, der aus einem kleinen Dorf zwischen Stuttgart und Ulm kommt. Dort lernte er einen brasilianischen Akrobaten kennen, der am Chinesischen Mast, also einer Polestange, performte – und in ihm eine neue Leidenschaft weckte. „Für mich öffnete sich eine vollkommen neue Welt“, schwärmt Stamm. Die Kombination aus Musik und Stangenakrobatik, der Prozess, den Körper wie ein Instrument zu benutzen, sei für ihn eine expressionistische, fast schon lyrische Erfahrung, die eine neue Sehnsucht in ihm geweckt habe. Die war so stark, dass er seinen Beruf als Schuhverkäufer nach einem kurzen Intermezzo beim Supertalent schließlich aufgab, mit Ende zwanzig noch an der staatlichen Artistenschule in Berlin aufgenommen wurde und nun als staatlich geprüfter Artist auftritt. Dass er für seinen Traum ein geregeltes Leben mit Freundin und festem Wohnsitz hinter sich lassen musste, bereut er nicht, wie er sagt. „Ich fühle mich gerade erfüllt und bin genau richtig da, wo ich bin.“ Die Kollegen beim „Dinner for Fun“ seien wie eine Familie, die er jedoch auch bald wieder verlassen muss. Bis März ist er schon wieder vollkommen ausgebucht. Danach geht es für zwei Monate zu der richtigen Familie, etwas Leichtigkeit tanken für den nächsten Auftritt. Sarah Kugler

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