Von Bernd Kluge: Schwertteile, Ringe und Beile
Bronzeschatz für die Lebuser – Heimatmuseum zeigt Teile des wertvollen Fundes als Nachbildung
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Lebus - Schön geputzt und aufgereiht liegen zehn Teile des Lebuser Bronzeschatzes in der Vitrine: Das Fragment eines Schwertes, zwei Ringe, sieben unterschiedlich geformte Beile. Die Ausstellungsstücke im Lebuser Heimatmuseum sind zwar nur Kopien des echten Fundes, doch die Mitglieder des Heimatvereins sind stolz darüber, überhaupt etwas von der sensationellen archäologischen Entdeckung zeigen zu können. Seit dem Wochenende präsentieren sie der Öffentlichkeit die eigens angefertigten Repliken.
Tausende von Jahren schlummerte der aus 105 Einzelteilen bestehende Bronzeschatz versteckt im Boden des Lebuser Burgberges. Vor mehr als sieben Jahren wurde er durch einen Zufall gehoben. Insgesamt fast 23 Kilogramm schwer gilt er als Zeugnis der ersten Besiedlung der Stadt vor 3000 Jahren. „Er ist der größte zusammenhängende Bronzefund, der je zwischen Weichsel und Elbe entdeckt wurde“, sagt der Brandenburger Landesarchäologe Franz Schopper. Aufgrund dieser Bedeutung wird der Lebuser Bronzeschatz seit seiner Restaurierung im archäologischen Landesmuseum im St.-Pauli-Kloster von Brandenburg/Havel ausgestellt.
Die Lebuser allerdings hatten bisher nichts von ihrem Schatz, nach dem Ausgraben kehrte er nie wieder an die Oder zurück. „Wir aber wollen seine Geschichte erzählen, denn schon seine Entdeckung ist irgendwie spektakulär“, sagt Astrid Gericke, Vorsitzende des Lebuser Heimatvereins. Obwohl ihren Angaben zufolge bekannt ist, dass der Lebuser Burgberg seit 3000 Jahren besiedelt ist und tief im Boden viele geschichtliche Zeugnisse schlummern. Das belegen Ausgrabungen aus den 1930er und den 1960er Jahren, bei denen Reste und Fundamente der alten Wehr- und Burganlagen freigelegt wurden. Systematisch gesucht wird aus Kostengründen aber längst nicht mehr.
Wer allerdings auf der malerisch gelegenen Anhöhe in der Nähe des Oderufers neu baut, muss Archäologen hinzuziehen. Im Fall von Dirk Büchle, dessen hellblaues Eigenheim auf dem Burgberg steht, war der Aushub 2003 schon längst auf eine Bauschutt-Halde nahe Podelzig gebracht worden – die Archäologen kamen zu spät. Auf der Deponie entdeckten zwei zwölfjährige Jungen schließlich zufällig die ersten beiden Beile. „Wir ahnten, dass da noch mehr sein musste“, erinnert sich Schopper. ABM-Kräfte und der Lebuser Hobbyarchäologe Frank Slawinski durchsiebten wochenlang akribisch 250 Kubikmeter Erde, bis der Metalldetektor endlich piepte.
Spekulationen gibt es noch heute zur Einordnung des Schatzes. Rückschlüsse sind schwierig, da er eben nicht am originalen Fundort entdeckt wurde. Fest steht laut den Untersuchungen im Brandenburger Landesamt für Denkmalpflege, dass viele Beile gar nicht gebrauchsfähig waren – sie haben Gussfehler, Löcher oder Grate, selbst das Schwert ist ein verbogenes Fragment. „Vieles spricht dafür, dass es sich um eine religiöse Opfergabe handelt, typisch für die Bronzezeit“, sagt Manfred Hunger vom Lebuser Heimatverein. Vermutlich seien die Bewohner des Burgberges, schon damals an bedeutsamen Handelswegen gelegen, recht wohlhabend gewesen – daher die wertvollen Gaben an die Götter. Nach Untersuchungen von Legierung und der Art des Gießens stammten die Gegenstände aus dem Baltikum, Nordungarn, Norditalien und Süddeutschland. Anhand von Fotos und Schautafeln lässt sich die Geschichte des Bronzeschatzes in der neuen Ausstellung im Haus „Lebuser Land“ nachvollziehen. Der Lebuser Heimatverein sammelte dafür mehr als 7000 Euro Spenden. Doch der Ausstellungs-Höhepunkt ist laut Gericke noch nicht komplett. „Gemeinsam mit dem Landesamt hatten wir die 16 bedeutsamsten Teile des Bronzeschatzes herausgesucht, um davon Kopien machen zu lassen“, sagt die Vereinsvorsitzende.
Bernd Kluge
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