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Landeshauptstadt: Schwester, Prosecco bitte!

Das Klinikum weiht Einzelzimmer-Station „Belvedere“ für Privatpatienten ein

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Der Ausblick auf die Potsdamer Silhouette ist atemberaubend – darum erhielt die neue Station für Privatpatienten im Klinikum „Ernst von Bergmann“ den Namen „Belvedere“. Ab kommenden Montag können solvente Patienten, die auch als Krankenhaus-Patient niemandes Schnarchen ertragen wollen, im Potsdamer Großkrankenhaus ein Einzelzimmer buchen. Zehn Räume in der achten Etage des Bettenhauses D hat das Klinikum so hergerichtet, dass dem Patienten dort „Hotelservice-Qualität“ geboten werden kann, wie Klinikums-Geschäftsführer Steffen Grebner und der Ärztliche Direktor Prof. Hubertus Wenisch gestern vor Journalisten erläuterten. Privatpatienten und Zuzahler können wählen: Sieben Standard-Einzelzimmer zu je 95 Euro Zusatzkosten pro Nacht stehen zur Verfügung, aber auch zwei „Junior-Suiten“ für 200 Euro und eine „Senior-Suite“ für 300 Euro die Nacht. Buchbar sind diese Krankenzimmer auch für Kassenpatienten, die die genannten Summen aus der eigenen Tasche zuzahlen.

Die Zimmer sind ansprechend farbig gestaltet und bieten Internet-Zugang. In den Suiten steht zusätzlich zu dem an allen Klinikumsbetten montierten TV-Display ein 82-Zoll-Flachbildschirm-Fernseher bereit. 40 000 Euro hat das Spezial-Equipment gekostet; die Sanierung des gesamten D-Hauses 6,8 Millionen Euro. Extra buchbar sind Gerichte, die nicht zum Standard-Menü des Klinikums gehören. Alkohol ist zwar auch für die besserbetuchten Patienten tabu, doch deren Gäste könnten durchaus „einen Weißwein oder einen Prosecco“ bestellen, erklärte Grebner.

Die Mehrzahl der 1021 Betten des Klinikums befinden sich in Zwei-, maximal Dreibett-Zimmern. Gestern waren Grebner zufolge 929 Betten belegt, das entspricht einer Auslastung von 93 Prozent. Grebner ist sich sicher, dass die zehn Einzelzimmer die Nachfrage nicht decken werden. Als Motiv für die Einrichtung der Station „Belvedere“ nennt der Klinikumschef ein Missverhältnis: Elf Prozent der Bevölkerung, aber nur drei Prozent der Klinikumspatienten sind privatversichert. Häufig ließen sich privatversicherte Potsdamer in Berlin behandeln, weil „wir keine adäquaten Räumlichkeiten haben“, sagte Grebner. Dazu Prof. Wenisch: „Wir haben es bisher nicht geschafft, diese Leute an unser Krankenhaus zu binden.“ Grebner verweist auf das Behring-Krankenhaus Berlin, zehn Kilometer vom Bergmann-Klinikum entfernt, das 32 Einzelzimmern anbietet. Grebner zufolge werden mit den Erlösen der Privatstation medizinische Angebote gestützt, die notwendig seien, aber nicht kostendeckend arbeiteten – das sozialpädiatrische Zentrum, die Palliativstation und das Seniorenheim.

Etwaige Vorwürfe, die neue Privatstation etabliere die Zwei-Klassen-Medizin in Potsdam, weist Prof. Wenisch zurück: Es gebe Unterschiede im Service, nicht in der medizinischen Behandlung. Dazu Grebner: „Wir unterscheiden in der Notaufnahme nicht, wie der Patient zahlt.“ Im Klinikum ist Prof. Wenisch zufolge eine Behandlung durch Fach- und Oberärzte Standard. Einziger Vorteil für Privatpatienten sei die Möglichkeit zur Chefarzt-Behandlung. Diese ist mit dem Bezug eines Einzelzimmers nicht automatisch verbunden, sondern müsse extra gebucht werden. Guido Berg

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