Landeshauptstadt: Schwierige Rückkehr
Spenden für Garnisonkirche reichen nicht für Baustart
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Innenstadt Was in Dresden mit der Frauenkirche gelungen ist, hält man auch in Potsdam für möglich: den Wiederaufbau eines geschichts- und symbolträchtigen Gotteshauses. Seit Jahren wird in der Landeshauptstadt um die Wiedererrichtung der Garnisonkirche gerungen. Der 1735 unter dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. fertig gestellte Barockbau galt als Wahrzeichen des preußischen Staates. Bei einem Bombenangriff am Ende des Zweiten Weltkrieges brannte die Kirche weitgehend aus und wurde 1968 auf Geheiß der DDR-Führung gesprengt. Heute fehlt es an Geld für den Wiederaufbau, überdies behindern Streitigkeiten das Vorhaben.
Dabei ist der Wiederaufbau sozusagen Chefsache: Neben Privatleuten reihten sich auch Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) und der evangelische Bischof Wolfgang Huber unter die Befürworter. Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) wird mit den Worten zitiert: „Das Projekt hat nationale Bedeutung mit internationaler Wirkung.“ Darauf setzt auch der Vorsitzende der im Februar 2004 gegründeten Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche (FWG), Johann-Peter Bauer. Der frühere Kapitän der Bundesmarine möchte das ins Stocken geratene Projekt endlich wieder auf Kurs bringen. So soll voraussichtlich Ende 2007 eine Stiftung gegründet werden. Damit gebe es dann eine offizielle Bauherrin, erklärt Bauer. Das von der evangelischen Kirche und der Landesregierung bereitgestellte Stiftungskapital liege bei rund einer halben Millionen Euro. Die Stadt Potsdam wolle der Stiftung das Baugrundstück am Originalstandort der Garnisonkirche unentgeltlich überlassen. Außerdem will Bauer einen weiteren Befürworter wieder mit ins Boot holen. Die Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel hatte nach der Wende der Stadt einen Nachbau des Glockenspiels der Garnisonkirche geschenkt – und außerdem 5,7 Millionen Euro für den Wiederaufbau gesammelt. Die Initiative geriet jedoch mit der Kirche in Streit und zog ihr Geld zurück. Im Gegensatz zur Kirche wollte sie kein Versöhnungszentrum in der Garnisonkirche errichten, wo etwa Wehrdienstverweigerer beraten werden. „Ich will keine Kirche im Streit aufbauen“, sagt Bauer. Es gebe derzeit aber Kontakte, um zu einem „friedlichen Miteinander“ zu gelangen.
Die Garnisonkirche war nach dem Krieg umstritten. Am 21. März 1933 hatte dort Reichspräsident Paul von Hindenburg zur Konstituierung des Reichstages Adolf Hitler als Reichskanzler die Hand gegeben. Mit der Inszenierung ihres „Tages von Potsdam“ verbanden die Nazis die eigene Politik bewusst mit dem Preußentum. Manche Kritiker des Wiederaufbaus sehen deshalb in dem Gotteshaus eine „Nazikirche“, wie Bauer sagt. Dabei sei der Tag nur eine „Episode“ in der Geschichte des Gebäudes gewesen.
Der Wiederaufbau von Turm und Kirchenschiff soll 2017 fertig sein. Kosten: Etwa 65 Millionen Euro. Das Geld müsse ausschließlich durch Spenden aufgebracht werden. Bauer räumt ein: „Wir sind weit von einem Spendenaufkommen entfernt, mit dem wir den Bau starten könnten.“ Leticia Witte
Der Kirchenaufbau im Internet
www.garnisonkirche.de
www.garnisonkirche-potsdam.de
Leticia Witte
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