Sport: Schwimmen in allen Lagen
Seit zwei Jahren ist Potsdam Paralympischer Leistungsstützpunkt für Schwimmen. Die Teilnahme von vier Sportlern an den Europameisterschaften in der kommenden Woche ist ein erster Erfolg. Doch längst sind nicht alle Hürden aus dem Weg geräumt
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Für Dörte Paschke ist es so etwas wie ein Zwischenergebnis, wenn mit Maike Naomi Schnittger, Torben Schmidtke, Julian Erxleben und Klaus Steinhauer vier ihrer Sportler zu den Europameisterschaften im Paralympischen Schwimmen fahren. Die Titelkämpfe finden vom 6. bis 10. August im niederländischen Eindhoven statt. Die Teilnahme der Potsdamer ist das Resultat jahrelanger Arbeit. Seit 2011 betreut Paschke den Bundesstützpunkt für Paralympisches Schwimmen in der Stadt und trainiert derzeit fünf Schwimmer als Lehrertrainerin an der Sportschule Potsdam. Eine hohe Belastung und nicht immer eine einfache Aufgabe.
„Wir müssen uns häufig durch einen wahren Dschungel von Anträgen für Fördermittel kämpfen“, erklärt die 46-Jährige eines der Probleme, dem sie sich häufig konfrontiert sieht. Denn trotz des starken Rückhaltes des SC Potsdam sei ihre Abteilung immer auf finanzielle Zuschüsse von Dritten angewiesen. „Wir zehren zwar ungemein vom großen Verein, aber für die vielen Kosten reicht das meist nicht aus“, so Paschke. In Paralympischen Sportarten habe man schließlich mit deutlich höheren Kosten für Betreuungspersonen und mit mehr Materialkosten zu tun.
Dennoch liege das größte Problem des Paralympischen Schwimmens am mangelnden Nachwuchs. „Viele talentierte Kinder gehen im Zuge der Inklusion einfach unter. Zumal viele Lehrer und auch Eltern vor allem Kindern mit Schwerstbehinderung kaum etwas zutrauen. Und schon gar nicht einen Leistungssport.“
Wie viel Sportlern mit Einschränkungen jedoch zugetraut werden kann, zeigt das aktuelle Beispiel von Weitspringer Markus Rehm am vergangenen Wochenende. Bei den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Ulm errang er nicht nur als erster behinderter Athlet den ersten nationalen Titel bei einer Meisterschaft nicht-behinderter Sportler, sondern verbesserte seinen eigenen Weltrekord auf eine Weite von 8,24 Meter. Die Diskussion, die sich nun um einen möglichen Vorteil wegen Rehms Beinprothese entfacht hat, ist ganz nach dem Geschmack von Dörte Paschke. „Das wichtigste ist, dass die Leute endlich anfangen, sich Gedanken über dieses Thema zu machen“, meint sie. Im Schwimmsport könne man immer wieder sehen, dass Sportler mit und ohne Einschränkungen gemeinsam an Wettkämpfen teilnehmen. Zwar meistens noch in voneinander getrennten Rennen, wie beim Überprüfungswettkampf der EuropameisterschaftsNormen vor zwei Wochen in Essen, doch bei kleinen Wettkämpfen stehen sich die Sportler völlig unabhängig von ihrer Behinderung als Konkurrenten gegenüber. „Doch je mehr es um Leistung geht, werden beide Sportler schön getrennt“, sagte sie. Gemischte Wettkämpfe halte sie aber auf jeden Fall für möglich. Gehe man nämlich nach der 1000-Punkte-Tabelle, nach der die Leistungen im Becken in Relation zum bestehenden Weltrekord auf der jeweiligen Strecke bewertet wird, würden viele Sportler ohne Einschränkungen hinter jenen mit Handicap zurückfallen, so Paschke. „Und da geht es im Endeffekt nur wieder ums Geld.“
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