Sport: Schwund an Schiedsrichtern
Demografieentwicklung und Pöbeleien: Den brandenburgischen Sportverbänden gehen die Referees aus
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Märkische Sportverbände klagen über zu wenig Schiedsrichter und mangelnden Nachwuchs in den Reihen der Unparteiischen. „Besonders für die sogenannten Randsportarten wird es eng“, sagt der Präsident des Brandenburgischen Hockey-Sport-Verbands (BHSV), Dieter Jacobasch. „Auch wir haben einen großen Bedarf“, sagt der Vizepräsident des Landesbasketballverbands (BBV), Marko Ulrich. Dies sei ein bundesweiter Trend, von dem alle Sportarten betroffen seien. Einige Spiele – sogar in der Oberliga – seien bereits deshalb abgesagt worden.
Ursachen dafür sieht Ulrich vornehmlich in der Demografieentwicklung. Auch die fehlende Wertschätzung mache zu schaffen. Pöbeleien und unsportliches Verhalten schreckten ab. „Das Aggressionspotenzial bei Spielern und Zuschauern nimmt stetig zu“, sagt Ulrich. Hinzu kommen die enormen Anforderungen beim Konfliktmanagement. Insbesondere junge Referees seien überfordert. „Von 15 ausgebildeten Jugendschiedsrichtern schafft einer den Sprung in den Erwachsenenbereich.“ Über die Hälfte gebe spätestens nach zwei Jahren auf.
Aus Sicht des Vorsitzenden des Schiedsrichterausschusses im Landeshandballverband (HVB), Hans-Elmar Franke, haben es die Vereine verschlafen, sich rechtzeitig um Schiedsrichternachwuchs zu kümmern. „Nicht nur die Spieler sind wichtig, auch das ganze Drumherum“, sagt er. Können Vereine nicht genügend Schiedsrichter vorweisen, würden Geldstrafen von bis zu mehreren Hundert Euro fällig. „Die scheinen einigen aber nicht wehzutun“, sagt er. Im Handball gibt es nach seinen Angaben annähernd 800 Schiedsrichter, darunter 200 Frauen. Seit zehn Jahren sei jedoch ein Abwärtstrend zu beobachten, sagt er. Statt als Ausgleich zum Job werde die Tätigkeit mehr und mehr als Belastung gesehen.
Im Handball erhalten die Unparteiischen lediglich eine Aufwandsentschädigung von bis zu 80 Euro pro Spiel, je nach Liga. Im Basketball sind es bis zu 21 Euro. Im Fußball gibt es bis zu mehrere Tausend Euro pro gepfiffener Partie. „In der 2. Fußball-Bundesliga kann der Schiedsrichter 3500 Euro verdienen“, sagt der Vorsitzende des Schiedsrichterausschusses beim Fußball-Landesverband (FLB), Heinz Rothe. Entsprechend hoch seien die Ambitionen junger Schiedsrichter, in den oberen Ligen zu arbeiten. Dafür fehlten sie auf Kreisebene. Insgesamt gibt es Rothe zufolge im Landes-Fußball 1626 Schiedsrichter, davon 254 unter 18 Jahren. Das ist ein leichter Rückgang verglichen mit dem Vorjahr.
Eine von 200 weiblichen Schiedsrichtern ist die 32-jährige Sandra Blumenthal aus Pritzwalk, die vor 14 Jahren als aktive Spielerin in die Schiedsrichterzunft wechselte. „Mein Freund, der auch Schiedsrichter ist, hatte mich auf diesen Weg gebracht“, sagt sie. Als Frau leitet sie auch Herrenspiele. „Im Umgang mit weiblichen Schiedsrichtern sind die Spieler weniger aggressiv“, sagt die medizinische Fachangestellte, die am kommenden Wochenende beim Internationalen Hallencup des 1. FFC Turbine in der Potsdamer MBS-Arena im Einsatz sein wird. dpa
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