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Die Brand-Reste des Geräteschuppens im Integrationsgarten.

© M. Thomas

Landeshauptstadt: Sechster Brandanschlag auf Integrationsgarten

Rechtsextremes Motiv vermutet / Kulturbund will Spenden für besseres Sicherheitssystem sammeln

Stand:

Schlaatz - Zum sechsten Mal innerhalb von drei Jahren ist ein Brandanschlag auf den Integrationsgarten am Schlaatz verübt worden. Ein erst vor wenigen Wochen neu aufgestellter Schuppen aus Metall ist bereits am Wochenende ausgebrannt, der Sachschaden beträgt rund 2000 Euro. Das teilte am Dienstag der Brandenburgische Kulturbunds e.V. mit, der Trägerverein des multikulturellen Projekts ist.

Zum ersten Mal in der Serie von Übergriffen gegen den Garten ist dabei ein politischer Zusammenhang zumindest dem Augenschein nach wahrscheinlich: Eine Laube wurde mit einem 20 mal 20 Zentimeter großen Hakenkreuz beschmiert, ebenso findet sich der Schriftzug „Wir kommen w.“ und daneben ein Davidstern, das Symbol des Judentums. Laut dem Kulturbund muss sich der Vorfall in der Nacht zum Samstag ereignet haben. Die Polizei-Sprecherin Katrin Laurisch sagte, es gebe noch keine Hinweise auf die Täter. Untersucht werde auch ein rechtsextremer Hintergrund der Brandstiftung. „Die Ermittlungen gestalten sich schwierig“, so Laurisch. Bisher war keiner der Anschläge auf den Integrationsgarten aufgeklärt worden. Zuletzt gab es am Silvestertag 2008 ein Brandanschlag.

Auf dem Gelände nahe der Schule am Schilfhof sollen Bürger mit Migrationshintergrund gemeinsam Gartengrundstücke bearbeiten und sich damit leichter in der neuen Heimat einleben. Von dieser Idee will sich der Kulturbund auch jetzt nicht abbringen lassen. „Dennoch gibt es inzwischen Ermüdungserscheinungen, immer wieder neu aufbauen zu müssen“, sagte Vereinschefin Carla Villwock gestern. Neben dem materiellen Verlust sei besonders der „Schaden in den Seelen“ der ehrenamtlichen Helfer immens. Gleichwohl werde der Verein erneut Spenden sammeln, um den Schuppen und die darin gelagerten Gartengeräte zu ersetzen. Ende Mai waren bereits die Geschäftsräume des Kulturbunds in der Charlottenstraße abgebrannt, damals ging unter anderem das Vereinsarchiv in Flammen auf. Auch hier ermittelt die Potsdamer Polizei wegen Brandstiftung, auch hier bislang ohne Ergebnis.

Als Konsequenz aus den wiederholten Anschlägen will der Kulturbund nun auch Spenden für ein Sicherheitssystem sammeln. Insgesamt 6000 Euro würde eine Anlage mit Bewegungsmeldern und Kameras kosten, außerdem müsse der Zaun höher gezogen werden, so Villwock. „Das ist zwar nicht schön, aber anders geht es wohl nicht.“ Potsdams SPD-Chef Mike Schubert unterstützte gestern diese Überlegung, wegen der abgeschiedenen Lage des Grundstücks müsse eine technische Lösung für mehr Sicherheit geschaffen werden. Potsdams Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg forderte eine Sicherheitspartnerschaft für den Schlaatz zwischen Nachbarn und der Polizei.HK

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