Landeshauptstadt: Segler gegen Seebühne
Sportler und Anwohner lehnen Opernprojekt ab
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Templiner Vorstadt - Die geplante Seebühne vor der Halbinsel Hermannswerder ruft erste Kritiker auf den Plan. Im Namen der Wassersportler fordert der Potsdamer Seglerverein e.V. einen Stopp des Projekts, das, wie berichtet, im August 2011 rund 60 000 Besucher zur von Katharina Thalbach inszenierten Aufführung von Mozarts „Die Zauberflöte“ auf die Halbinsel locken soll.
Sollte das Vorhaben von der Stadtverwaltung genehmigt werden, drohten erhebliche verkehrstechnische und Umweltprobleme, sagte Seglervereinschef Albrecht Schmelz den PNN. Die Seebühne solle mitten in einem „geschützten Biotop“ errichtet werden. Auch wenn die Veranstalter den Schilfgürtel, wie vorgesehen, mit Holzbrücken überwinden, so müssten dennoch alte Bäume gefällt werden, weil man andernfalls nicht von der Tribüne auf die Bühne sehen könne. Der Verein habe sich in den vergangenen Jahren „aktiv um den Umwelt- und Naturschutz“ bemüht, auch die Stadt habe „Hunderttausende Euro“ in die erfolgreiche Renaturierung gesteckt. Durch die vielen geplanten Vorstellungen und den Probebetrieb würden diese Bemühungen zunichte gemacht, die zu erwartende Lärmbelästigung störe die geschützten Vogelarten, die sich an der Uferzone angesiedelt hätten. Zu erwarten sei außerdem ein großes Müllproblem, für dessen Lösung es keinerlei Konzept gebe, sagte Schmelz.
Vollkommen ungeklärt sei auch die Verkehrsfrage. Schmelz bezweifelte, dass die Berliner Besucher wie vorgesehen überwiegend mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen. Beziehe man neben dem Besucherverkehr noch den Transport der Schauspieler, Techniker, Caterer und sonstige Hilfskräfte ein, sei ein tägliches Fahrzeugaufkommen von 2000 Autos zu erwarten, die sich „allabendlich durch das Nadelöhr der Templiner Straße nach Hermannswerder herunterquälen, wo sie dann keine Parkplätze finden“, kritisierte Schmelz.
Erheblich beeinträchtigt würde zudem die Arbeit der Sportvereine. Allein der Seglerverein habe 220 Mitglieder, sei der wichtigste Landesstützpunkt für die Sportart. 60 bis 70 Jugendliche trainierten dort. Rund um den Templiner See seien es insgesamt sogar 800 Segler, hinzu kämen noch 160 Wassersportler des Universitätssportvereins (USV). „Wir gehen davon aus, dass wir unsere Veranstaltungen, das Training und die Regatten nicht oder nur sehr eingeschränkt durchführen können“, sagte Schmelz. Hinzu komme das Lärmproblem. Viele Vereinsmitglieder übernachteten auch mit Kindern im Sommer auf ihren Booten, das Vereinsgelände werde zur Erholung genutzt. Er rechne zudem noch bis zu 100 Booten, die täglich extra wegen der Aufführung auf den Templiner See fahren und dort auch nächtigen, was eine Sperrung des Sees zur Folge hätte. Dieses „kommerzielle Vorhaben zum Vorteil Einzelner“ müsse „abgewendet“ werden, forderte der Seglervereinschef.
Auch von Anwohnern gibt es Widerstand. Hermannswerder sei ideal für die behinderten Bewohner in den Heimen der Hoffbauerstiftung, die sich in dem verkehrsberuhigten Bereich bislang sicher bewegen könnten, so die Anwohnerin Anne Lampe. Diese und die Bewohner des Altenpflegeheims würden durch den Verkehr gefährdet. P. Straube
P. Straube
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