Landeshauptstadt: „Sehr gefährlich“: Schüler queren Gleise illegal
Doch Verkehrsausschuss und Stadt lehnen Bau einer Schrankenanlage als zu teuer ab
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Grube - Täglich überqueren eine unbekannte Zahl von Schulkindern und auch Erwachsene bei Grube illegal die Bahnschienen. Seit die Brücke am ehemaligen Bahnhof Grube, der sogenannte „Galgen“, gesperrt ist, ist ein regelrechter Trampelpfad über den Bahngleisschotter entstanden, wie eine gestrige Inaugenscheinnahme durch die PNN bestätigte. Die Situation ist sowohl im Potsdamer Rathaus als auch im Ortsbeirat von Grube bekannt. Doch ein regulärer Bahnübergang würde mindestens 350 000 Euro kosten – zu viel für die Verwaltung, und auch zu viel für den Ausschuss für Bauen und Verkehr. Dieser lehnte am Dienstagabend die Ausgabe von Mitteln dieser Größenordnung ab.
„Die Leute laufen ohne Warnung einfach rüber“, sagte die Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz (SPD). Früher sei die direkte und beliebte Verbindung von Grube nach Bornim von etwa 200 Menschen pro Tag benutzt worden. Wie viele es seit Sperrung der Gleisüberquerung sind, die den direkten Weg über die Schienen nehmen, ist unbekannt, erklärte Verwaltungsmitarbeiterin Martina Woiwode: „Fünf oder zehn pro Tag ?“
Möglicherweise sind es sogar mehr: Wie Grubes Ortsbürgermeister Stefan Gutschmidt gestern auf PNN-Anfrage erklärte, stellt der Weg über den nun gesperrten Bahnübergang für die Grubener und die Einwohner der Insel Töplitz die direkte Verbindung zu Bornim und weiter zur Potsdamer Innenstadt dar. Und dies nicht nur für Erwachsene: Die meisten Grubener Kinder besuchen Gutschmidt zufolge die Karl-Foerster-Grundschule in der Kirschallee in Bornstedt. Sie hätten folgende Möglichkeiten für den Schulweg: „Entweder außen herum, illegal über die Gleise, die Eltern bringen sie mit dem Pkw oder sie nehmen den Bus“, zählt Gutschmidt auf. Es gebe Schüler, die die Gleise wählten, daher schätzt er die Situation als „sehr gefährlich“ ein, es bestehe „dringender Handlungsbedarf“. Die Regionalbahn fahre an dieser Stelle eine Geschwindigkeit von 120 bis 130 Kilometern pro Stunde – „wenn etwas passiert, ist es zu spät“, sagt Gutschmidt und ergänzt: „Ein Menschenleben ist nicht durch eine Summe X aufzuwiegen.“
Wie Martina Woiwode informierte, lehne die Bahn AG einen einfachen Übergang für 55 000 Euro ab. Sie lasse nur eine Querung mit automatischen Schrankenanlage für 350 000 Euro oder eine Reparatur der Brücke für 400 000 Euro zu. Da es sich um ein „einseitiges Verlangen“ handele, müsste die Stadt Potsdam die Kosten übernehmen. Wolfgang Cornelius (CDU) sagte dazu im Bauausschuss, dass man für 350 000 Euro im Radwegebau eine viel größere Zahl von Gefahren beseitigen könne. Er könne die Ausgabe zugunsten der Gleisquerung deshalb „von der Priorität her nicht verantworten“. Auch Rolf Kutzmutz (Die Linke) sieht „nicht ein, warum wir 350 000 Euro ausgeben sollen“. In diesem Sinne entschied sich der Ausschuss und in diesem Sinne sollen nun die Fraktionen und der Ortsbeirat Grube informiert werden. Guido Berg
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