
© Patrick Pleul/lbn
Landeshauptstadt: Sein Garten ist ein Seifengarten
Der 63-jährige Cottbuser Christian Illing nutzt für seine Seife Lavendel, Flieder, Erdbeere oder Gurke
Stand:
Cottbus - Es riecht gut im Haus der Cottbuser Familie Illing. Im Keller duftet es geradezu. Im Labor von Christian Illing sind meterlange Blöcke gestapelt: gelbe, grüne, blaue und rote Seifenrohlinge. „Ich denke nur noch an Seife“, sagt der 63-Jährige.
Bei einem London-Urlaub vor fünf Jahren entdeckte der Chemiker seine Leidenschaft. „In einem Shop mit handgemachter Kosmetik fragte mich meine Frau, ob ich das nicht auch kann“, erinnert er sich.
Eine Herausforderung, die der experimentierfreudige Ehemann gern annahm. „Ich probierte als Geburtstagsgeschenk eine Seife aus Leinöl.“ Einige Exemplare bot er auf Märkten im Spreewald an. Niemand wollte es kaufen, also verschenkte er die Proben. „Im Jahr darauf kam ein Anruf, ob ich Seife in den Spreewald liefern kann.“
Der Chemiker hat im Arzneimittelwerk Dresden gelernt, in Berlin studiert, in Cottbus ein Labor geleitet, in Jänschwalde in der Kraftswerkschemie gearbeitet. Das waren ganz andere Gerüche, obwohl: „Mitten im Herstellungsprozess von Seife ist das kein Wohlgeruch.“ In seiner ehemaligen Waschküche hantiert er mit Olivenöl und Lausitzer Leinöl. Ätherische Öle sorgen für eine hautpflegende Wirkung.
In Brandenburg gibt es nur eine Handvoll Hersteller handgemachter Seife, schätzen das Potsdamer Wirtschaftsministerium und die Industrie- und Handelskammer Cottbus. Einziger industrieller Seifenproduzent in den neuen Bundesländern ist die Firma Kappus in Riesa (Sachsen). Das Unternehmen stellt seit 1919 Seifen her.
Bundesweit ist der Umsatz bei festen und flüssigen Seifen von 220 Millionen Euro im Jahr 2009 auf 216 Millionen Euro 2010 gesunken, meldet der Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel. Die Kunden nutzen lieber flüssige Seifen statt der festen Stücke. Von solchen Zahlen lässt sich der Ein-Mann-Unternehmer Illing nicht beeindrucken. Sein Garten ist ein Seifengarten: Lavendel, Ringelblume, Brennnessel, Gänseblümchen, Flachs – alles verarbeitet er. „Ich säe, pflege, ernte und trockne selbst, was in meine Seifen kommt.“ Als Autodidakt musste er viel Lehrgeld bezahlen: bis die Ölmischungen stimmten und die Stücke fest wurden, aber dennoch schön schäumten und sich gut abspülen ließen.
Zwar ist Illing auch als Chemiker selbstständig tätig, aber die Seifenproduktion trägt immer mehr zu seinem Lebensunterhalt bei. „Ich mache alles selbst. Wenn etwas schief läuft, weiß ich, dass ich eine Lösung finden kann. Schließlich kostet es mich nur meine Zeit und fordert meine Kreativität“, erzählt er. Inzwischen überzeugt er Lausitzer Abnehmer ebenso wie Kunden in Sachsen-Anhalt oder Bayern.
Ganz billig ist das Handgemachte nicht. „Jedes Stück ist ein Unikat“, sagt Illing. Dazu wird noch aber ein sinnlicher Dreiklang geboten: Seife bietet etwas fürs Auge, für die Nase und für das Regionalgefühl dank der heimischen Pflanzen.
www.naturseifen-spreewald.de
Daniela Kühn
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: