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Landeshauptstadt: Seit 65 Jahren ein Paar

Mime Hans-Heinrich Gülzow und seine Liselotte feierten Eiserne Hochzeit

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Liselotte Gülzow hat einen Seemann geheiratet, der dann Sänger und Schauspieler wurde. Die Scheidungsrate soll bei Männern dieser Berufe überdurchschnittlich hoch sein, Lotti hat trotz der dreifachen Gefährdung ihren Heiner aber festgehalten, und das jetzt 65 Jahre. Am Sonnabend feierte das Ehepaar in seiner Wohnung in Drewitz Eiserne Hochzeit; auch die Sozialbeigeordnete Elona Müller kam zum Gratulieren.

Potsdamern in etwas reiferem Alter ist der Name Hans-Heinrich Gülzow geläufig: Sie kennen ihn aus dem Hans Otto Theater an der Zimmerstraße, wo der gebürtige Hamburger ab 1952 37 Jahre als Sänger und Schauspieler auf der Bühne stand. Kennen gelernt hatte er seine Frau als Marinesoldat auf Heimaturlaub in einem Tanzlokal in der Nähe des Reeperbahn. Ihre Blicke trafen sich, und es „funkte sofort“. Bereits 1944 heirateten sie, ein Jahr später kam Tochter Heidrun zur Welt. Da musste Liselotte ihren Beruf, sie hatte Köchin gelernt, an den Nagel hängen.

Wie es in der Nachkriegszeit so war, Hans-Heinrich musste zunächst seinem Wunsch entsagen, Musiker zu werden. Er schuftete in der Landwirtschaft und nahm dann eine Lehre als Autoschlosser auf. Erst Ende der 1940er Jahre konnte er doch noch Gesang studieren, bekam dann aber kein Engagement.

Jetzt trat plötzlich Ilse Weintraud auf den Plan, die Intendantin des Potsdamer Theaters. Sie suchte Sänger und bot Gülzow ein Engagement an. Tatsächlich ging der Hamburger von West nach Ost, holte dann die Familie nach. Bereut hat er es nicht, denn er sang sich schnell in die Herzen des Publikums – all die gängigen Rollen seines Fachs, beispielsweise den Zsupan im Zigeunerbaron von Johann Strauß, den Oberst Ollendorf in Millöckers Bettelstudent, später auch den Professor Higgins in Loewes My Fair Lady. Einmal, im Wildschütz, hat er sogar mit Tochter Heidrun auf der Bühne gestanden, doch ein Kinderstar wurde die nicht. Über seine Auftritte in DEFA-Filmen, immerhin mehr als 20, möchte Gülzow heute gar nicht mehr sprechen: „Alles Nebenrollen.“ Wenn aber beispielsweise „Sachsens Glanz und Preußens Gloria“ aufgeführt wird, dann erkennt ihn der aufmerksame Betrachter in der Uniform des stattlichen Generals Baudissin.

Die Bühnenerfolge erlebte Liselotte Gülzow aus nächster Nähe mit, denn sie war indes Kassiererin im Hans Otto Theater geworden. Und da hatte sie ihren Mann auch gut im Blick. „Man muss sich auf seinen Partner einstellen, ihm Freiraum lassen für seine künstlerischen Wünsche“, erklärt sie die Langlebigkeit ihrer Ehe. E. Hoh

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