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Sport: Seit langem das Beste

FFC Turbine Potsdam schlug daheim VfL Wolfsburg 6:0 trotz 79 Minuten in Unterzahl

Stand:

FFC Turbine Potsdam schlug daheim VfL Wolfsburg 6:0 trotz 79 Minuten in Unterzahl Von Michael Meyer 750 Zuschauer verließen gestern nachmittag zufrieden das Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion. 90 Minuten lang bot ihnen der 1. FFC Turbine Potsdam ein tolles Frauenfußball-Bundesligaspiel gegen den VfL Wolfsburg, dass er – obwohl 79 Minuten lang in Unterzahl – souverän mit 6:0 (3:0) gewann. Damit blieb er Titelverteidiger und Spitzenreiter FFC Frankfurt (3:1 gegen Brauweiler) eng auf den Fersen. „Das war das seit langem Beste, was wir gezeigt haben, einige unserer Szenen waren lehrbuchreif“, schwärmte nach dem Abpfiff der sonst stets eine kritische Elle anlegende Trainer Bernd Schröder, und Nationaltrainerin Tina Theu- ne-Meyer als Augenzeugin am Babelsberger Park pflichtete ihm bei: „Ich schließe mich Bernd Schröders Einschätzung voll an.“ Dabei begann die Partie alles andere als verheißungsvoll: Als Wolfsburgs einzige Sturmspitze Claudia Müller allein auf und davon zog, brachte Peggy Kuznik sie einige Meter vor dem Strafraum zu Fall – und sah durch die durchgängig schwach pfeifende Schiedsrichterin Elke Günthner (Bamberg) wegen Notbremse Rot (11.). „Peggy stand falsch zur Gegenspielerin, das muss sie mit ihren 17 Jahren noch besser lernen“, sagte Schröder zu dieser Situation. Und Mannschaftskapitän Ariane Hingst, die vor Spielfreude sprühte, meinte: „Müller hat Peggys Ungeschicklichkeit clever ausgenutzt. Aber in ein, zwei Jahren wird Peggy solche Situationen auch souverän lösen. Sie wird daraus lernen, und die Mannschaft hat ja die richtige Antwort auf den Feldverweis gegeben.“ Fürwahr – während Kuznik in Tränen aufgelöst schien, ließen neun Potsdamer Feldspielerinnen fortan nicht erkennen, dass sie in Unterzahl waren. Vielmehr zogen sie ein schnelles Passspiel auf, das schon bald belohnt wurde. Navina Omilade traf nach schöner Vorarbeit von Conny Pohlers aus der Drehung flach ins rechte Eck (15.), Petra Wimbersky bedankte sich für ein Super-Zuspiel Hingsts mit dem 2:0 (26.), Pohlers köpfte eine Omilade-Flanke von rechts in die VfL-Maschen (29.). Getrübt wurde Turbines Freudenfest allerdings durch Viola Odebrechts Verletzung. Die Mittelfeldspielerin zog sich möglicherweise einen Bänderriss im linken Knöchel zu, als Wolfsburgs Andrea Wilkens nach einem Laufduell auf sie fiel (35.). Die EM- Qualifikationsspiele gegen die Ukraine (28. April in Oldenburg) und Schottland (2. Mai in Livingston) dürften ohne sie stattfinden. Auch in Halbzeit zwei dominierten die Gastgeberinnen deutlich. Jennifer Zietz erhöhte nach Omilade-Vorarbeit und Doppelpass mit Pohlers auf 4:0 (55.), Hingst nutzte nach einem Foul von VfL-Nationalspielerin Stefanie Gottschlich an Zietz den fälligen Elfmeter (69.), Anja Mittag krönte nach klugem Zietz-Zuspiel ihre gute Leistung mit dem 6:0 (87.). „Dass wir trotz Überzahl solchen Angsthasenfußball spielten, war absolut enttäuschend für mich“, gestand später VfL-Coach Bernd Huneke, dessen Team am Mittwoch beim FFC Frankfurt 0:3 verloren hatte. „Ich habe jetzt einen Quervergleich und denke, dass Frankfurt zwar einige individuell stärkere Spielerinnen hat, Potsdam aber mannschaftlich geschlossener wirkte. Was Turbine in dieser Hinsicht bietet, ist das derzeit Beste in Deutschland.“ Schröder hörte das gern. „Wir haben uns heute bei unseren Fans für die Leistungen daheim gegen Frankfurt und Brauweiler entschuldigt“, befand er und teilte mit, dass das für nächsten Sonntag angesetzte Punktspiel beim FSV Frankfurt auf noch unbestimmte Zeit verschoben wurde. Kurz nach dem gestrigen Spiel nämlich flogen Mittag, Kuznik und Ersatztorfrau Cordula Busack zur U19-Nationalmannschaft, die von morgen bis Sonnabend in Polen gegen die Gastgeberinnen, Ungarn und Island ums EM-Endrundenticket kickt. Turbine Potsdam: Angerer; Kuznik, Hingst, N. Augustyniak; Zietz, Omilade, Odebrecht (37. Brendel), Hingst, Makowska; Wimbersky (73. J. Augustyniak), Pohlers (62. Liepack), Mittag.

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