Landeshauptstadt: SEK für ICE-Anbindung
Neues Standortentwicklungskonzept mit drei Schwerpunktbranchen: Gesundheit, Information und Kommunikation sowie Tourismus
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Nicht nur graue Theorie: Das neue Standortentwicklungskonzept (SEK) der Landeshauptstadt listet eine Reihe konkreter Maßnahmen auf, die Potsdam in der Zukunft zur Stärkung von Wirtschaft und Beschäftigung gefördert bekommen möchte – etwa eine Anbindung an das ICE-Netz der Bahn durch eine Schienenverbindung nach Berlin-Spandau oder Pilotprojekte zur Förderung umweltschonender Verkehrsmittel wie Elektromobilität oder Carsharing.
Das SEK ist Voraussetzung für den Erhalt von Fördermitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (Efre) in der Förderperiode von 2014 bis 2020. Erarbeitet hat das 190-Seiten-Werk die Gesellschaft für Innovationsforschung und Beratung mbH (GIB) sowie die Inpolis UCE GmbH, beide aus Berlin. Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), GIB-Chef Carsten Becker sowie Potsdams Wirtschaftsförderchef Stefan Frerichs stellten das Konzept am Donnerstag vor. „SEK – Sondereinsatzkommando für den Wirtschaftsstandort Potsdam“, witzelte Frerichs.
Jakobs geht davon aus, dass die Fördergelder künftig nicht mehr so üppig fließen werden wie bisher, als es gelang, für große Infrastrukturprojekte wie die Sanierung von Langer Brücke und Humboldtbrücke oder der Stadt- und Landesbibliothek Fördermittel zu bekommen. Daher gelte es, künftiges Fördergeld „gut dosiert und zielgerichtet“ einzusetzen. Das Land fördert künftig mit Efre-Geld sogenannte Cluster – englisch für „Bündel“ – , also räumliche Zusammenballungen von mehreren Betrieben mit ähnlichen Merkmalen. In der zurückliegenden Förderperiode sei es um „Branchenkompetenzfelder“ gegangen, mit den Clustern gehe es nun „um ein schärferes Profil“, so Frerichs.
Drei Cluster macht Becker für Potsdam aus. Erstens: Gesundheitswirtschaft und Biotechnologie. Zweitens: Informations- und Kommunikationstechnik sowie Medien- und Kreativwirtschaft. Drittens: Tourismus. Becker empfiehlt eine Reihe von „Maßnahmen aus der Vogelperspektive“, um harte und weiche Standortfaktoren zu stärken. Zu den harten Faktoren gehört neben der Verkehrsanbindung an die ICE-Strecke sowie den Flughafen BER die verbesserte Bereitstellung von Gewerbeflächen. So schlägt Becker die Schaffung öffentlicher Investitionsanreizmodelle für Investoren an, um diese dazu zu bewegen, Mietflächen bereitzustellen. Das Gewerbeflächensicherungskonzept müsse zudem konsequent fortgeschrieben werden. Ferner sei ein Einstieg Potsdams in eine aktive Liegenschaftspolitik wünschenswert – gemeint ist der Erwerb und die Entwicklung, Erschließung und Vermarktung von Grundstücken für die gewerbliche Nutzung. Dazu erklärte Frerichs, Versuche einzelner Stadtverordneter, das Gewerbegebiet Kirchsteigfeld als Wohnbauland ins Gespräch zu bringen, „hauen uns die Beine weg“. Auch Jakobs stellte klar: „Man muss am bestehenden Recht festhalten.“
Becker schlägt ferner vor, das studentische Wohnen in Potsdam auszuweiten, um so künftige Fachkräfte an die Stadt zu binden. Zur Förderung weicher Standortfaktoren gehört die Erhöhung der Lebensqualität etwa durch Etablierung einer „Initiative Neue Potsdamer Gastlichkeit“.
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