Landeshauptstadt: „Sekiz hat mir geholfen – jetzt will ich das auch versuchen“ Der Selbsthilfeverein protestiert gegen angekündigte Kürzungen
Von Michael Kaczmarek „Hier ist ja was los – Mann, Mann“, sagt ein junger Potsdamer und huscht schnell an der Reihe von Protestlern zur Haltestelle vor der Stadtverwaltung. Verwundert schaut er noch auf die Transparente, dann kommt die Tram und die Plakatträger sind wieder allein.
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Von Michael Kaczmarek „Hier ist ja was los – Mann, Mann“, sagt ein junger Potsdamer und huscht schnell an der Reihe von Protestlern zur Haltestelle vor der Stadtverwaltung. Verwundert schaut er noch auf die Transparente, dann kommt die Tram und die Plakatträger sind wieder allein. „Sekiz unterstützt Menschen in allen Problemlagen und hilft, gemeinsam nach Lösungen zu suchen“, wird durch das Megafon der Betroffenen und der Anhänger des Selbsthilfe-, Kontakt- und Informationszentrums (Sekiz) zugerufen. Jeder der etwa 50 Männer und Frauen hat eine Protestschürze umhängen, auf deren Vorderseite in großen Lettern jeweils eine Selbsthilfegruppe oder ein Projekt des Sekiz aufgeführt werden. Dann ertönt wieder das Megafon: „Aus.“ Die Menschenkette dreht sich und auf dem Rücken wird die Angst vor dem „Aus“ für das Sekiz fünfzigfach sichtbar. Am Straßenrand steht Renate Drawe und schaut den Sekiz-Menschen nachdenklich zu und erzählt dabei, dass sie selbst vor einem Jahr bei Sekiz neuen Mut im Leben gefunden hatte. „Ich hatte damals schwere Depressionen und wollte schon gar nicht mehr – und dann habe ich hier wieder neuen Halt gefunden“, erzählt Drawe. Zufällig habe sie auch von der heutigen Aktion erfahren und habe sich spontan entschlossen vorbeizuschauen und zu helfen, wenn es ihr denn möglich sei. „Ich kann zwar keine Schecks überreichen, aber ich kann ja Unterschriften für den Erhalt des Sekiz sammeln“, erzählt Drawe und begrüßt einige Betroffene, die sie noch aus ihrer Zeit bei Sekiz kennt. Den drei Mitarbeiterinnen des Sekiz musste Vereinsvorsitzende Andrea Wicklein bei der Weihnachtsfeier am vergangenen Freitag vorläufig kündigen, da die Finanzierung für nächstes Jahr noch nicht gesichert ist und ein verbindlicher Zuwendungsbescheid der Stadt fehlt. „Wir sind mitten in den Gesprächen mit den Trägern von sozialen Projekten“, erklärt Sozialbeigeordnete Elona Müller. Die Stadt versuche mit den verfügbaren Mitteln, die 2004 um 13 Prozent gekürzt werden, zu wirtschaften. „Sekiz hat für das laufende Jahr weit über 100000 Euro bekommen - wie viel es im nächsten Jahr wird, kann ich noch nicht sagen. Dazu wird noch verhandelt“, sagt Müller, die von dem Protest überrascht wurde. „Ich habe davon nichts im Voraus gewusst, aber ich werde mich bald mit der Chefin des Sekiz zusammensetzen.“
Michael Kaczmarek
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