Sport: Sektdusche für das Star-Ensemble
Luckenwalder Ringer erkämpften sich erstmals die deutsche Mannschafts-Meisterschaft
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Am Ende glich die Fläminghalle einem Tollhaus: Überschäumende Stimmung, die Fans hatten die Matte erobert, um mit ihren Athleten zu feiern, und auch die Sektdusche zur Vereinshymne fehlte nicht. Am späten Samstagabend hatten es die Ringer des 1. Luckenwalder SC wahr gemacht. Erstmals in der mehr als hundertjährigen Vereinsgeschichte gewannen die Mannen um Trainer Fred Hempel die deutsche Mannschaftsmeisterschaft und waren damit auch die ersten Ringer aus dem Osten Deutschlands, die die Konkurrenz aus den anderen Ringerhochburgen in die Schranken wiesen.
Gegen den SV Siegfried Hallbergmoos hatten die Gastgeber ein leichtes Spiel. Schon den Hinkampf entschieden die Luckenwalder mit 22:13 klar für sich, gingen mit einem beruhigenden Vorsprung in den Rückkampf und fegten die Bayern mit 30:5 von der Matte. „An dem Sieg habe ich nie gezweifelt“, sagte der sichtlich gerührte Coach. „Aber auf uns allen lastete ein enormer Druck, der jetzt endlich abfällt.“
Hempel, der Vater des Erfolgs aus rein sportlicher Sicht, hatte das Team selbst zusammen gesucht und wusste um die Wichtigkeit des Titels. Aufsichtsratschef und Hauptsponsor Reinhardt Töpel hatte nach der Finalniederlage gegen den Rekordmeister VfK Schifferstadt im vergangenen Jahr die klare Linie vorgegeben, schmiss Trainer Roland Gehrke und einige gut bezahlte Ringer raus und investierte rund 400 000 Euro in ein Star-Ensemble. Top-Leute wie die Bulgaren Nicolai Gergow und Serafim Bersakow, der Russe Alexei Gloushkov oder der Türke Nazmi Avluca gelten als absolute Weltklasseleute. Inzwischen hat der Trainer eine Festanstellung. Töpel ging damit laut Hempel ein wenig von seinem Motto ab, wonach gute Leute keinen Vertrag brauchen und schlechte keinen bekommen.
Im Finalkampf kamen mit Dennis Nowka und Sven Thiele dann auch nur zwei Deutsche zum Einsatz. Während Thiele seinen Sieg kampflos erreichte, setzte sich Nowka gegen den Finnen Teemu Mattila durch. „Es war sein bisher bester Kampf“, bestätigte der Coach. Geradezu sinnbildlich fiel die Entscheidung des Abends schließlich zwischen zwei Griechen: Lazaros Loizidis bezwang im sechsten Kampf den Hallbergmooser Felix Polianidis und sorgte damit für einen 16:5-Vorsprung, der nicht mehr aufzuholen war.
Der Erfolg – er bestätigte letztlich, dass der eingeschlagene Weg der richtige war. Neben Hempel als sportlichem Kopf des Ganzen und Töpel, der als Inhaber einer großen Spedition für die wirtschaftlichen Voraussetzungen sorgt und auch einen Sponsorenpool für den Verein ins Leben rief, lag es zuletzt an LSC-Präsident Ulrich Engelmann, alle Kräfte zu bündeln. Und nicht zuletzt dürfte der Erfolg auch für neue Fans gesorgt haben. Unter den rund 1400 Zuschauern in der Fläminghalle waren zahlreiche Prominente aus Politik, Wirtschaft und Sport. Alle zeigten sich beeindruckt von der Leistung der Luckenwalder – wie auch Turbine-Spielerin Navina Omilade. Sie war mit ihrem Freund, dem Hockey-Nationalspieler Florian Keller, und Turbine-Trainer Bernd Schröder nach Luckenwalde gekommen. „Ich bin zum ersten Mal beim Ringen und sehr begeistert“, sagte die Fußballerin und gestand ein, die Ringer zudem recht ansehnlich zu finden.
Die Feier mit Freibier und gesponserter Bratwurst ging noch bis in die späte Nacht – die Ringer mischten sich unter die Fans. Auch in der nächsten Saison werden sich die Athleten wieder sehen: Bis jetzt haben fast alle ihren Vertrag mit dem nun besten deutschen Ringerverein verlängert.
Henner Mallwitz
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