Freiheit ist die Freiheit der Andersdenkenden. Dieser Satz von Rosa Luxemburg ist vielleicht der Wahlspruch der Demokratie in Ostdeutschland überhaupt. 1989 trug er mit seiner Forderung nach Toleranz gegenüber der anderen Meinung dazu bei, dass die Revolution friedlich blieb. Heute ist Meinungsvielfalt eine Selbstverständlichkeit. Aber es gibt auch Ansichten, die für eine Mehrheit der Gesellschaft schwer erträglich erscheinen. Eine verzwackte Frage der Demokratie ist die nach dem Maß der Freiheit, die den Feinden der Freiheit zuerkannt werden kann: Freiheit für die Feinde der Freiheit? Schnell wird in diesem Fall, wie bei dem von Scientology beantragten Informationsstand auf der Brandenburger Straße, nach einem Staat gerufen, der Verbote erlässt. Das kann aber nicht der Weg sein. Zur Erinnerung: Zu den größten Feinden der Freiheit gehörte in der deutschen Geschichte auch der Staat selbst. Ein gewisser Skeptizismus ihm gegenüber bleibt angebracht. Daher ist es gut wenn auch in diesem Fall der Grundsatz gilt, was nicht verboten ist, ist erlaubt. Da Scientology nicht verboten ist, muss der Organisation der Stand folgerichtig erlaubt werden. Dass muss aber nicht gleich bedeuten, dass jeder auf Scientology hereinfällt. Denn ebenfalls nicht verboten ist: Selber denken.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: