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Studentisches Kulturzentrum KUZE öffnet heute Abend seine Türen / Eine Woche Eröffnungsprogramm
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Das schneidende Geräusch einer Schleifmaschine dröhnt durch den Innenhof. Ein junger Mann im dunklen Wollpullover tanzt vergnügt mit dem schweren Gerät in den Händen und schwingt die Hüften als höre er Musik. Rhythmisch bearbeitet er eine auf Holzböcken liegende pinkfarbene Tür, als sei sie ein Plattenteller in einem Tanzclub. Ein paar Meter weiter streicht eine Frau noch ein paar Stühle. Einige werkelnde Studenten sind noch müde von der letzten Partynacht. Abschließende Bauarbeiten in den Elfleinhöfen am vergangenen Wochenende.
Heute Abend wird das neue studentische Kulturzentrum – von den Studierenden bereits KUZE getauft – in der Potsdamer Innenstadt feierlich eröffnet. Ein Ort, der die rund 20 000 Studierenden der Stadt endlich auch ins Zentrum locken soll. Studentisches Leben findet hier bisher kaum statt. Seit über drei Jahren laufen die Planungen bereits, seit einem Jahr die Umbauarbeiten. Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Universität hat das Gelände nun für 25 Jahre gemietet. „Es wird hier unter anderem offene Ateliers geben, in denen die Studenten ungehemmt kreativ sein können“, sagt Achim Trautvetter, Geschäftsführer des Kulturzentrums, das eng mit dem auf dem Gelände ansässigen Kunstverein und dem benachbarten Selbsthilfezentrum (Sekiz) kooperiert.
„Wir haben damit einen großen Fortschritt als Wissenschaftsstadt gemacht“, sagt die Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des Sekiz Andrea Wicklein. Ursprünglich war zwar auch ein Durchbruch in die benachbarten Elfleinhöfe geplant. „Diesen wird es wegen baurechtlichen Schwierigkeiten aber nicht geben“, so Andrea Wicklein. Die gemeinsame Arbeit werde das jedoch wohl kaum beeinträchtigen. „Wir glauben, dass diese Zusammenarbeit sehr fruchtbar werden könnte“, sagt auch Achim Trautvetter. Netzwerke seien schließlich sehr wichtig. Was die für das KUZE engangierten Studierenden sehr weit gefasst sehen. „Wir streben auch eine Zusammenarbeit mit der autonomen Szene in Potsdam an“, sagt Lina Weiß vom Kunstverein, während sie einen der Stühle bearbeitet.
Die Veranstaltungen der Eröffnungswoche sollen einen Vorgeschmack davon geben, wie vielfältig das Angebot des Zentrums sein wird. Noch bis zum Ende der kommenden Woche finden Konzerte, Lesungen und Diskussionsrunden statt. „Wir hoffen dann schon viele Studenten, aber auch andere Menschen hier begrüßen zu können“, sagt Achim Trautvetter. Das KUZE stehe jedem offen.
Eine Siebdruck- und eine Fotowerkstatt, ein mit Laptops ausgestatteter Seminarraum, in dem Studierendenzeitungen wie der „Bernd“ layoutet werden, gehören zur Ausstattung des Kulturzentrums. In den eigenen Ausstellungsräumen wird Kunst ausgestellt, auf der Bühne des Theaterraumes werden Stücke aufgeführt. Die Kneipe soll zu studentischen Preisen auch einen sozialen Raum schaffen. Die Einnahmen fließen laut Betreiber zu 100 Prozent in den Kulturbetrieb.
Wie groß das Gelände ist und wie viel es bis dahin genau gekostet hat, kann Achim Trautvetter nicht sagen. Für ihn sind andere Dinge wichtig. Wie etwa das Zentrum nach basisdemokratischen Strukturen aufzubauen. „Die Besucher melden sich bei uns an und nehmen dann an einem NutzerInnen-Plenum teil“, so solle niemand übergangen werden und alle die Möglichkeit haben, an wichtigen Entscheidungen, die das Zentrum betreffen, mitzuwirken. „Wir vertrauen da ganz auf die Kreativität der Studierenden.“ Und Kreativität haben diese, ebenso wie Mitglieder des Kunstvereins, bereits bewiesen. Schränke wurden selbst gebaut, der schwere hölzerne Tresen der Kneipe in den Werkstätten der Fachhochschule gezimmert. „Jeder kann irgend etwas ganz besonders gut. Dieses Potenzial haben wir versucht zu nutzen“, so Trautvetter. Und sie hätten lieber noch mehr selbst gestaltet als ohnehin schon.
„Wir hatten da unsere Meinungsverschiedenheiten mit dem Architekten was die Farbgestaltung angeht“, erklärt er. Und da sie auf Streitereien eben keine Lust mehr hatten, packten sie einfach selbst an. „Der Lüftungsschacht des Bandprobenraumes ist mit dem direkt darüber liegenden Bühnenraum des Theaters verbunden“, sagt Architekturstudent Alexander Michel, einer der Helfer. Das Ergebnis könne man sich ja denken. Die kleine Gruppe lacht, eher aus Unverständnis, nicht aus Begeisterung. „Jetzt müssen wir das Problem eben nachhaltig beheben“, sagt Trautvetter während er durch die Räume führt.
Dort riecht es noch so, wie man es von Baustellen kennt: ein säuerlicher, staubiger Geruch nach Kleister, frischer Farbe und noch nicht ganz festem Mörtel. Auf dem Boden liegen Plastikplanen. Farbeimer, aus denen Pinselstiele ragen, stehen an den Wänden und deuten noch auf viel Arbeit hin. „Bis Freitag ist das alles fertig“, sagt Trautvetter und grinst.
Marion Schulz
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