Landeshauptstadt: Selbst Samen aus Lennés Zeit schlägt nun neu aus
Gärtnerische Gestaltung am Kapellenberg abgeschlossen
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Gärtnerische Gestaltung am Kapellenberg abgeschlossen Von Erhart Hohenstein Auf dem Kapellenberg ist nach dem Russisch Orthodoxen Kirchlein und dem zugehörigen Wohngebäude nun auch die auf Peter Joseph Lenné zurückgehende Parkanlage wieder hergestellt. Sie wurde gestern Nachmittag durch Oberbürgermeister Jann Jakobs und Erzpriester Anatoli Koljada eingeweiht. In dreijähriger Arbeit wurden auf 15 000 Quadratmetern mit einem Aufwand von etwa 700 000 Euro die von Lenné geschaffenen Baumgruppen aus Eichen, Linden und Buchen freigestellt und durch die Nachpflanzung von 50 Bäumen ergänzt. Die Erde der dazwischen liegenden Flächen wurde gelockert („verletzt“, wie der Fachmann sagt), um den Bodenbewuchs anzuregen. „Selbst Samen, die seit Lennés Zeiten im Boden liegen, keimen dann wieder“, erklärte Stadtdenkmalpfleger Andreas Kalesse den PNN. Behutsam und schrittweise soll durch Herausnahme von Bäumen und von Totholz das ursprüngliche Bild einer lichtdurchfluteten, locker mit Bäumen und Sträuchern besetzten Wiese zurückgewonnen werden. Dabei werden auch Belange des Naturschutzes beachtet. Die Sichten zur seit 1999 zum Unesco-Weltkulturerbe zählenden Kolonie Alexandrowka wurden auf dem in der DDR-Zeit waldartig zugewucherten Gelände bereits freigeschlagen. Wie Andreas Kalesse verdeutlichte, war der Hügel mit seiner Kirche Bestandteil der ab 1826 für russische Sänger-Soldaten errichteten Kolonie. Ebenfalls erneuert ist die Lennésche Wegeführung. Ein Weg wurde asphaltiert und mit Kies belegt, damit Entsorgungs- und Transportfahrzeuge das Kirchengelände erreichen können. Motorisierten Touristen steht er jedoch nicht zur Verfügung. Für sie wurde an der Puschkinallee nahe dem Jüdischen Friedhof ein Parkplatz mit 17 Stellplätzen angelegt. Als Lenné in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts mit der Gestaltung des Hügels begann, fand er ein kahles und verwüstetes Gelände vor, das statt Judenberg nun Minenberg genannt wurde. König Friedrich II. hatte hier nämlich ab 1754 zur Vorbereitung auf die Eroberung von Festungen gewaltige unterirdische Sprengungen veranlasst, die Krater mit einem Durchmesser bis zu 30 Meter rissen und die Potsdamer mächtig erschreckten. Nach der Lennéschen Neubepflanzung sollte der Hügel zu Ehren des Zaren Alexander I. Alexanderberg heißen, doch setzte sich der Name Kapellenberg durch. Oberbürgermeister Jann Jakobs dankte den an der Gestaltung beteiligten Behörden und Unternehmen: der Potsdamer Denkmalpflege, der Planungsgruppe „Grün der Zeit“ und der Baufirma Regio Garten- und Landschaftsbau. Ein besonderer Dank galt den Tiefbauern Freyer und Sohn, die eiserne Gitterpfosten für die Einfassung der Wiesenfläche an der Kirche gesponsert haben. Gast der Einweihung war auch der Kirchenälteste Alexander Duclos. Die Kapelle, einst praktisch die Dorfkirche für die Kolonie Alexandrowka, ist heute geistlicher Mittelpunkt für rund 1500 Menschen russisch-orthodoxen Glaubens aus ganz Brandenburg.
Erhart Hohenstein
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