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Landeshauptstadt: Selbstfindung und Survival für Jugendliche

Kathrin Raunitschka ist vorsichtig, wenn sie von der Drachinzeit spricht. Zu oft werde das Ritual, mit dem sie Mädchen in der Natur in ihr Erwachsenensein begleitet, missverstanden.

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Kathrin Raunitschka ist vorsichtig, wenn sie von der Drachinzeit spricht. Zu oft werde das Ritual, mit dem sie Mädchen in der Natur in ihr Erwachsenensein begleitet, missverstanden. „Initiation ist in unserer westlichen Gesellschaft wenig verankert.“ An Schulen könne sie mit dem Projekt kaum gehen, zu fremd sei es für viele Lehrer. Aber Werbung muss sie dafür auch nicht machen. Denn die Mädchen und Frauen finden durch Mund-zu-Mund-Propaganda zu ihrer Wildnisschule in der Nedlitzer Straße im Potsdamer Norden.

„Eine Begleitung in dieser Zeit ist sehr wichtig. Gerade die Mädchen stehen zunehmend unter einem enormen Druck, was ihren Körper betrifft.“ Das Aussehen sei in den letzten Jahren für die Jugendlichen immer wichtiger geworden und sie müssten einem vorgefertigten Bild entsprechen. Seit zwölf Jahren bieten Raunitschka und ihr Team von inzwischen acht Frauen einen mehrmonatigen Kurs für die Jugendlichen an. Die Mädchen kommen jede mit einer Patin. Von Frühjahr bis Herbst finden regelmäßige Treffen statt. „Wir sind dafür immer draußen. Wichtig sind uns die natürlichen Rhythmen und Konsequenzen des gemeinschaftlichen Lebens unter einfachen Bedingungen in der Natur.“ Außerdem sei es ein Setting, das die Mädchen nicht gewohnt sind. „Sie sind außerhalb ihres Komfortbereichs“, sagt Raunitschka.

Entstanden ist die Drachinzeit auf Initiative von Potsdamer Frauen. Die Nachfrage wächst stetig. Inzwischen nehmen jedes Jahr vier Gruppen teil. Auch für Jungen gibt es mit der Phoenixzeit von Manne e.V. ein ähnliches Initiationsangebot. Raunischkas Vision ist es, dass in ganz Deutschland solche Ritaule für die Jugendlichen stattfinden. Denn das sei schließlich auch ein gesellschaftlicher Auftrag. „An den Schulen und in der Jugendarbeit wird diesbezüglich viel zu wenig nachhaltig gearbeitet“. Überhaupt fehle es an Angeboten und einer tieferen Kulturarbeit, die die Kinder und Jugendlichen wirklich betrifft. giw

www.wildnisschule.de

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