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Links und rechts der Langen Brücke: Selbstherrlichkeit

Peer Straube ist erschüttert über die Art und Weise, wie hinter den Kulissen Entscheidungen zum Schlossgrundriss getroffen wurden

Von Peer Straube

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Eins zunächst zur Klarstellung. Der Artikel vom Donnerstag über den „gestauchten“ Landtag war kein Aprilscherz. Dennoch haben es viele Bürger, selbst Politiker, so aufgefasst. Verständlich. Denn tatsächlich macht die Erkenntnis, dass der Millionen Euro teure Verkehrsumbau am Alten Markt für die Knobelsdorffschen Stadschlossmaße zu kurz griff, vor allem eins: fassungslos. Und das nicht nur aus dem Grund, dass der Landtag nun hier und da ein wenig zurechtgerückt werden muss, damit er noch vor die Tramgleise passt. Nein, das wirklich Ungeheuerliche daran ist, wie diese Information das Licht der Öffentlichkeit erblickt hat. Fast nebenbei, in einer Diskussionsveranstaltung zum Landtagsneubau, kolportiert von jenen Denkmalpflegern, die über Jahre damit beschäftigt waren, die historische Kubatur exakt zu vermessen – auch als Grundlage für den Wiederaufbau. Kein Wort gab es zuvor von den Verantwortlichen. Nicht vom Sanierungsträger, der die Hoheit über den Verkehrsumbau hatte. Nicht vom Land, für das als Schloss-Bauherr die Straßen beiseite gerückt worden sind. Und nicht aus dem Stadthaus, wo rein theoretisch alle Fäden hätten zusammenlaufen sollen. Den Schwarzen Peter will nun niemand haben, jeder sucht eilfertig die Schuld beim anderen. Niemandem ist ernsthaft weiszumachen, dass die Tramgleise nicht noch ein paar Meter weiter zu verschieben gewesen wären, als Hasso Plattner 2007 (!) mit seiner Spende für die originale Schlossfassade auftauchte. Zu diesem Zeitpunkt waren sie nämlich noch gar nicht neu verlegt. Und selbst wenn eine Überarbeitung der Verkehrsplanung dafür notwendig gewesen wäre, hätte man die Öffentlichkeit über diese Tatsache informieren müssen. Auch über die dadurch entstehenden Mehrkosten. Aber einfach zu entscheiden, alles so zu lassen und mal eben das Schloss ein bisschen zusammenzustauchen, zeugt von einer Selbstherrlichkeit, die nur schwer zu verdauen ist. 20 Jahre haben die Bürger dieser Stadt um die Wiedergewinnung des Schlosses gerungen, auch mit sich selbst. Dass die noch immer äußerst fragile Akzeptanz des Projektes so leichtfertig aufs Spiel gesetzt wird, ist verantwortungslos und zeugt von einem mangelnden Demokratieverständnis. Denn es spielt jenen in die Hände die glauben, am Alten Markt residieren bald abermals Könige.

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