Landeshauptstadt: Sensible Partie an der Alten Fahrt
Letzte Landschaftsplanung 1997 noch ohne Neubebauung / Neuer Realisierungswettbewerb mit „Palast Barberini“ geplant
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Die Bilder der Alten Fahrt aus Vorkriegszeiten faszinieren immer wieder: bis unmittelbar ans Wasser gebaute Häuser und Schuppen, aufgehängte Fischernetze, Markisen, das Palasthotel mit ausladender Terrasse, voll beladene Lastkähne auf der Havel.
Und dann dieses Bild nach dem Krieg: die sich im Wasser der Alten Fahrt spiegelnden Trümmer des zerstörten Palastes Barberini und der Häuser der Burgstraße. „Nach dem Zweiten Weltkrieg waren Charakter und städtebauliche Strukturen an der Alten Fahrt grundsätzlich verändert“, so beschreibt eine Studie der Landschaftsarchitekten Adam & Partner von 1997 in der nüchternen Architektensprache die Situation. Und: „Das früher dicht bebaute Havelufer war als offenes Gelände mit lockerem Baumbestand nun eine öffentlich zugängliche Grünfläche.“ Adam & Partner haben im Auftrag des Sanierungsträgers Potsdam die letzte Grünplanung für die unbebaute Alte Fahrt vorgenommen - auf Dauer gesehen ein „Luftschloss“.
Die Landschaftsplaner mussten nicht viel Neues erfinden, denn die Partie an der Alten Fahrt war jahrzehntelang ein beliebter Spazierpfad. Die Planung aus dem Jahre 1997 orientiert sich am Bestand und will die Alte Fahrt zu einer „großzügigen Parkanlage aufwerten“: Uferlinie mit Hecken, lockere Baumreihen und Einzelbäume, Spielbereiche, grüne Abgrenzung zwischen Wohnbauten und öffentlichem Freiflächen, ein „Entree mit Kunst“ und Staudengärten, die zur Freundschaftsinsel überleiten. Die Architekten schreiben dazu: „Der vormals unzugängliche Bereich mit einer sich von der Havel abweisenden Bebauung wird zu einer durchgängigen öffentlichen Grünfläche mit direktem Bezug zur Havel. Diesen Umstand gilt es zu nutzen und zu verstärken.“ Inzwischen gibt es mehr oder weniger konkrete Vorstellungen, das Ufer an der Alten Fahrt zumindest im vorderen Bereich neu zu bebauen. Sie sind durch den Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 24. Oktober 1990 zur „Wiederannäherung an den historischen Stadtgrundriss“ vorprogrammiert. Das historische Bild zeigt von der Langen Brücke aus unter anderem die zirka 16 Meter hohe Eckbebauung des Palasthotels und weiter östlich den noch etwas höheren Gebäudekomplex des Palastes Barberini von Carl von Gontard. Friedrich II. hatte die Bebauung an der Alten Fahrt größtenteils erneuern lassen, wobei sich die Fassaden an französischen, niederländischen und italienischen Vorbildern orientierten.
„Wenn einmal ein Gebäude in den Dimensionen des Palastes Barberini gebaut wird, wird sich manch einer erschrecken“. So beschrieb einer der beiden ersten Geschäftsführer des Sanierungsträgers Potsdam, Cornelius van Geisten, den möglichen städtebaulichen Eindruck eines Hotel- und Dienstleistungskomplexes an dieser Stelle. Die Darstellungen der in diesem Jahr stattgefundenen Planungswerkstatt fanden manche Besucher der Ergebnis-Ausstellung im Alten Rathaus, so wie van Geisten vorausgesagt hat, „erschreckend“. Beigeordnete Elke von Kuick-Frenz kündigte offenbar unter dem Eindruck der Bilder einer kompakten Uferbebauung in der Schlusssitzung der Planungswerkstatt dieses Jahres an: „Für den sensiblen Bereich am Wasser ist ein architektonischer Realisierungswettbewerb vorgesehen.“ Die teilnehmenden Büros können sich nicht nur am Bild des 18. Jahrhunderts orientieren. Die durch die Zerstörung am Ende des Zweiten Weltkrieges auf schreckliche Weise entstandene Öffnung zum Wasser dürfte dabei eine herausragende Rolle spielen. Neben Baumeistern werden auch Landschaftsarchitekten gefragt sein.
Wer einen bisher nicht verwirklichten Architektur-Entwurf für die PNN-Serie „Luftschlösser“ vorschlagen möchte, meldet sich unter Tel.: (0331) 2376 134, Fax: (0331) 23 76 300 oder per E-mail an lokales.pnn@pnn.de.
Günter Schenke
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