ATLAS: Sex sells

Bislang wurde umgarnende Körpersprache nur als geheime Waffe eingesetzt. Jetzt wird sie beim Software-Entwickler Hasso Plattner ganz offiziell gelehrt. Ein Flirtkursus im Hochschulformat am Potsdamer Plattner-Institut sorgt gerade vor allem für eines: Verwunderung. Dabei verschafft einem der charmante Umgang mit seinem Gegenüber im künftigen Wettbewerb ebenso viele Vorteile wie ein guter Studienabschluss. Und mehr: Wer sich besonders geschickt beim Flirten anstellt, kann dies zu seinem Alleinstellungsmerkmal ausbauen – frei nach dem Erfolgsrezept: Sex sells. Software können alle Abgänger, Softskills – also Sozialkompetenz – ist bei manch brilliantem Gehirn nicht so stark ausgeprägt. Immer seltener kommt es aber in Bewerbungsgesprächen auf die Qualifikation alleine an. In der Vielzahl der Fälle verfügen sogar alle Jobinteressenten über genau die gleichen Hochschul-Abschlüsse. Dann kann man sich im Heer von Bewerbern nur noch mit Ungewöhnlichem hervortun: Vielleicht sogar durch ein Zertifikat im Flirten. Schön zu sehen, dass Lehrinhalte nicht mehr nur zu Elfenbeintürmen gestapelte lebensferne Konstrukte sind. Nicht für die (Hoch-)Schule, sondern für das Leben lernen wir.

Nicola Klusemann