Landeshauptstadt: „Shut up“
Royston Maldoom tanzt erstmals über Potsdamer Boden, lässt sich aber nicht auf der Nase herumtanzen
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Innenstadt - Es wirkt wie in dem Film „Rhythm is it“ und ist doch so realistisch: Sir Royston Maldoom, der britische Star- Choreograph, tanzte gestern seine ersten Schritte über Potsdamer Hallenboden. Umgeben von mehr als hundert Schülern der Luxemburg-Oberschule, der benachbarten Förderschule und Jugendlichen des Potsdamer Schulverweigererprojektes „Oase“, die sich erst den Gewohnheiten des Pädagogen annähern müssen. Denn sobald sie anfangen zu tuscheln, hört Maldoom auf zu tanzen.
„Shut up“ ruft der Choreograph durch die Sporthalle und geht direkt auf den Störer zu. Furchteinflößend wirkt es, nach Respekt ringend. Er will die Schüler für sich gewinnen. Und für seine Arbeit, die er seit einigen Jahrzehnten in allen Ecken der Welt durchführt. Disziplin und entstehender Gemeinsinn sind Grundvoraussetzungen für Maldoom und sollen durch seine Projekte befördert werden. Sind die Schüler unaufmerksam, bricht er die Stunde ab und wartet auf Ruhe. Dann sagt er energisch: „Ihr vergeudet unnötig meine und eure Zeit“.
Innerhalb der nächsten drei Wochen wollen die Schüler gemeinsam mit dem Choreographen sowie seinem Assistenten Volker Eisenach das Stück „Tryst“ einstudieren und es an drei Abenden im Hans-Otto-Theater (9., 10. und 11. Dezember) aufführen. Die öffentliche Darbietung steht seit jeher am Ende eines Projektes von Maldoom, sei es bei dem Tanzprojekt mit Straßenkindern in Äthiopien, dem mit Schulverweigerern aus Irland oder dem jetzigen mit Potsdamer Jugendlichen. Auch in der Burgstraße nahe der Freundschaftsinsel sind Schulverweigerer aus dem Potsdamer Projekt „Oase“ auf Hermannswerder sowie Schüler der benachbarten Förderschule integriert.
Maldoom arbeitet erstmalig in einem Projekt in den neuen Bundesländern, finanziert wird es durch die F.C. Flick Stiftung mit Sitz am Neuen Markt. „Das Tanzprojekt ordnet sich ein in das Programm der Schule“, erklärte Schulleiterin Dr. Vera Paul. Die eigenen körperlichen und geistigen Kräfte bewusster wahrzunehmen, neue Fähigkeiten bei sich selbst entdecken, an Grenzen stoßen und sich überwinden lernen sowie soziale Kompetenzen in der Gemeinschaft entwickeln gehöre laut Vera Paul zu den Zielen des Projektes. Sie hofft durch das öffentliche Interesse auch darauf, dass die Oberschule dadurch positiv für sich werben kann. jab
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