
© Jan Kuppert
Von Thomas Gantz: Sich selbst belohnt
Die Bundesliga-Volleyballerinnen des SC Potsdam begeisterten beim 3:2 über das VT Aurubis Hamburg
Stand:
Es wirkte, als könnte es ihnen gar nicht schnell genug gehen. Kaum eine Dreiviertelstunde war seit dem letzten Ballwechsel vergangen, als ein komfortabler Reisebus auf die Heinrich-Mann-Allee einbog und in Richtung Innenstadt davonfuhr. In ihm saßen die Spielerinnen und Verantwortliche des VT Aurubis Hamburg, das kurz zuvor wieder einmal seinen Ruf als Sphinx der Volleyball-Bundesliga der Frauen bestätigt hatte. Diesmal in negativer Hinsicht, denn das überwiegend aus Berufsspielerinnen bestehende Sieben-Nationen-Ensemble, das in dieser Spielzeit schon beim Titelverteidiger Vilsbiburg und unlängst erst gegen den DVV-Pokalsieger Stuttgart jeweils mit 3:0 gewann, hatte bei einem um den weiteren Klassenverbleib bangenden Team verloren. Dem SC Potsdam gelang dieser Coup nach einer Spielzeit von 109 Minuten mit einem 3:2 (20:25, 27:25, 25:21, 18:25, 15:13) und einer begeisternden Gesamtleistung, die fast jede Art von Pathos legitimieren würde, um an diesem Abend das Glück der Spielerinnen und ihres Publikums auszumalen.
Lediglich mit einer Verlegenheitsformation antretend - Zuspielerin Kristina Bognar war studienbedingt verhindert, Diagonalspielerin Kristina Schlechter noch am Sprunggelenk verletzt - boten die Gastgeberinnen vor 450 Zuschauern eine der emotionalsten Partien ihrer mittlerweile anderthalb Jahre währenden Erstliga-Zugehörigkeit. „Dieses Spiel heute bot alles, was den Volleyball so interessant und attraktiv macht. Die Unterstützung der Fans hat uns Kraft gegeben. Wir hatten immer den Glauben, demnächst einmal wieder einen der Großen der Liga bezwingen zu können. Heute war es soweit. Großartig.“, freute sich SC-Trainer Volker Knedel, der derzeit neben seiner beruflichen Tätigkeit als Lehrer einer enormen Mehrbelastung ausgesetzt ist und dem deshalb dieser Triumph über einen der finanzstärksten Frauenvolleyball-Bundesligisten besonders zu gönnen war.
Schlüssel zum Erfolg des SC Potsdam war der knapp gewonnene zweite Satz, in dem die Gastgeberinnen schon mit 24:20 führten, dann jedoch Nerven zeigten und Aurubis Hamburg ausgleichen ließen (25:25). Knedel: „Spätestens nach diesem Abschnitt war uns klar, dass in diesem Spiel was zu holen ist. Wir sind dann immer am Drücker geblieben und haben insgesamt sehr stabil gespielt.“
Prägende Persönlichkeiten der Partie waren drei Angriffsspielerinnen. Für Hamburg bot Louisane Penha de Souza eine wirkliche Show. Die mit 1,78 Metern eher kleine Außenangreiferin verfügt über eine mit enormer Sprungkraft gepaarte Geschmeidigkeit im Bewegungsablauf, die in dieser Qualität in der deutschen Bundesliga Seltenheitswert besitzt. Die 25-jährige Brasilianerin brachte es im Alleingang auf 27 Punkte und hatte dennoch das „Pech“, an diesem Abend mit Patricia Grohmann (28 Punkte) und Chantal Laboureur (24) gleich zwei herausragende Potsdamerinnen gegen sich zu haben. Beide sorgten nach etlichen spektakulären Ballwechseln mehrmals für Distanzierungsprobleme am Block der Gäste, an dem sich das seltene Phänomen beobachten ließ, dass sowohl Kathy Radzuweit als auch Imke Wedekind in manchen Szenen einfach zu groß sind. Die beiden Hamburger Mittelblockerinnen sind mit jeweils 1,96 Metern die körperlich größten Spielerinnen der Liga.
Thomas Gantz
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