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Landeshauptstadt: Sicherheit durch Verunsicherung

In Babelsberg soll ein Kreuzungsbereich ab kommendem Jahr ohne Verkehrszeichen funktionieren

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Babelsberg - Der Paragraf 1 der Straßenverkehrsordnung, nämlich sich aufmerksam und rücksichtsvoll im Straßenverkehr zu bewegen, könnte schon bald in Babelsberg eine völlig neue Bedeutung erlangen: Im Herbst des kommenden Jahres könnte der Straßenbereich, in dem die Paul-Neumann-Straße, Althoffstraße, Pestalozzi-Straße, Rosenstraße aufeinander stoßen, für Verwunderung sorgen – weil es nämlich keine Straßenverkehrsschilder mehr geben wird.

Der Kreuzungsbereich wurde gestern durch das Verkehrsministerium als einer von landesweit drei Verkehrsräumen festgelegt, für den „Shared Space“ gelten soll. Bei „Shared Space“gilt der Ansatz, öffentlichen Straßenraum – unter Verzicht auf Verkehrsschilder und Ampeln – allen Verkehrsteilnehmern zur Verfügung zustellen. Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer sollen sich aufeinander einstellen und gegenseitig Rücksichtnahme üben – wobei die Rechts-vor-Links-Regelung natürlich weiter gelten wird. So würde auch der dort vorhandene Zebrastreifen verschwinden.

Ziel sei eine drastische Senkung der Unfallzahlen, betonte Verkehrsstaatssekretär Rainer Bretschneider. Die drei aus der landesweiten Ausschreibung erfolgreich hervorgegangenen Kommunen – neben Potsdam sind es Calau und Luckenwalde – müssten jetzt eine Machbarkeitsstudie erstellen. Jede Stadt werde dabei vom Land mit bis zu 10 000 Euro unterstützt.

Potsdams Stadtplanungschef Andreas Goetzmann sagte gestern den PNN, dass es darum gehe, „mit Verunsicherung Sicherheit zu schaffen“. Weniger Regeln führten dazu, dass die Verkehrsteilnehmer „etwas unsicherer werden und stärker aufeinander achten“. Goetzmann zeigte sich erfreut, dass Potsdam als einer der Orte ausgewählt wurde, in denen „Shared Space“ ausprobiert werden soll. Der ausgewählte Kreuzungsbereich war vom Ministerium mit 58 von 71 möglichen Punkten bewertet worden. Gerade die Tatsache, dass der Bereich keine klassische Kreuzung darstelle und dazu unübersichtlich sei, sei mit ausschlaggebend für die Entscheidung gewesen.

Die Machbarkeitsstudie soll bis zum Frühjahr 2009 fertig sein und von einem externen Berater erstellt werden, sagte Goetzmann. Die Stadt wolle sich nicht der Gefahr aussetzen, nicht alle Risiken geprüft zu haben, die möglicherweise mit „Shared Space“ an diesem Ort verbunden seien. Theoretisch sei es auch denkbar, dass die Studie zu dem Schluss komme, dass die Risiken zu groß seien. „Aber wir gehen fest davon aus, dass das Projekt im Herbst 2009 starten kann“, sagte Goetzmann. Teil des Vorhabens sei es auch, bauliche Veränderungen in dem Kreuzungsbereich vorzunehmen, beispielsweise Bordsteinkanten abzusenken. Dafür könnten weitere Fördermittel beantragt werden. „Nur der Verkehrsschilder wegnehmen – das allein kann es nicht sein“, so Goetzmann

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