Ferienaktion "Stadt der Kinder" am Schlaatz: Sicherheit geht vor
Zum zehnten Mal lassen Kinder im Potsdamer Wohnviertel am Schlaatz eine Stadt in der Stadt entstehen. Der Fall des spurlos verschwundenen Elias wirkt nach.
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Potsdam - Überall auf dem Gelände verteilt befinden sich Helfer in knallroten, gut erkennbaren T-Shirts, kein Kind bewegt sich alleine über das Gelände und jeder Teilnehmer ist mit einem pinkfarbenen Erkennungsarmband ausgestattet. Auf dem Gelände der großen Ferienaktion „Stadt der Kinder“, die auch dieses Jahr wieder im Nuthewäldchen am Schlaatz stattfindet, herrscht eine hohe Wachsamkeit – trotzdem ist die Stimmung entspannt. „Natürlich ist die Sorge um Elias allgegenwärtig, aber innerhalb unseres Projektes gibt es keine großen Ängste“, so Projektleiterin Katrin Binschus-Wiedemann. Der sechsjährige Elias gilt seit dem 8. Juli als vermisst. Zwei Wochen lang suchte die Potsdamer Polizei den Jungen, viele Helfer schlossen sich an. Zuletzt wurde sogar das Ufer der Nuthe umgegraben, jedoch alles ohne Erfolg. Am vergangenen Sonntag brach die Potsdamer Polizei die Suche schließlich ab, in Berlin geht die Suche weiter.
Auf das Ferienprojekt „Stadt der Kinder“, bei dem die Teilnehmer zwei Wochen ihre eigene kleine Stadt aus Holz errichten und bespielen, habe der Fall Elias keine direkten Auswirkungen, wie Katrin Binschus-Wiedemann sagt. Es habe weder sorgenvolle Nachfragen von Eltern gegeben, noch wären die Anmeldungen zurückgegangen. Zwar nehmen dieses Jahr mit 150 Kindern 30 weniger als im Vorjahr an der Ferienaktion teil, das sei aber durchaus auch so gewollt. „Es gibt uns einfach die Möglichkeit, einen besseren Überblick zu behalten“, so die Projektleiterin.
"Stadt der Kinder": Keine erhöhten Sicherheitsmaßnahmen
Insgesamt 65 Helfer sind in den zwei Wochen im Einsatz, dabei betreuen immer drei Helfer eine Gruppe von sechs bis acht Kindern. Jeder der ehrenamtlichen Mitarbeiter muss ein erweitertes Führungszeugnis vorweisen können und nimmt wie jedes Jahr an einer Schulung speziell für die „Stadt der Kinder“ teil, dem sogenannten Helfertag. Jeden Morgen gebe es außerdem ein spezielles Briefing für den Tag, an dem noch einmal Besonderheiten besprochen werden, wie Binschus-Wiedemann erklärt. „Es gelten die gleichen Sicherheitsbedingungen wie immer, das Wohl der Kinder steht bei uns jedes Jahr an erster Stelle“, betont sie nachdrücklich.
Wie sie sagt, sei die besondere Situation im Vorhinein sowohl mit der Polizei als auch dem Jugendamt abgesprochen und daraufhin entschieden worden, dass keine erhöhten Sicherheitsmaßnahmen wie etwa Sicherheitskräfte oder Polizeibeamte vor Ort nötig seien. „Die Kinder sollen schließlich entspannt ihre Ferien bei uns verbringen“, so Binschus-Wiedemann, „und nicht unnötig in Panik versetzt werden.“ Neu seien lediglich die pinkfarbenen Bänder, die eine schnellere Zuordnung sichern. Auch ist der Trampelpfad im Nuthewäldchen abgesperrt worden, den die Kinder sonst immer als Abkürzung zum Essenssaal benutzt hatten. „Unsere Helfer achten auch sehr genau darauf, dass niemand dort langgeht und dass sich vor allem niemand alleine über das Gelände bewegt“, erklärt die Projektleiterin, die auch das Friedrich-Reinsch-Haus am Schlaatz leitet. Betritt eine fremde Person ohne kennzeichnendes rotes T-Shirt das Gelände, wird diese auch sofort dahingehend angesprochen und entsprechend darauf reagiert.
Ferienaktion findet zum zehnten Mal in Potsdam statt
Noch bis zum 30. Juli läuft das Projekt, das von insgesamt zwölf sozialen Trägern unterstützt wird und in diesem Jahr schon sein zehnjähriges Jubiläum feiert. Welche Häuser in den nächsten Tagen genau entstehen, konnte die ehrenamtliche Helferin Martina Wilczynski am Montag noch nicht genau sagen. Das von ihr mitbetreute Pressezelt, in dem Kinder ihre eigene Stadtzeitung herstellen, war aber schon in Betrieb und auch Pläne für einen Hotelbau hatten die Kinder schon gezeichnet. Insgesamt sollen bis Ende der Woche zehn bis zwölf Häuser entstehen, die in der darauffolgenden Woche aktiv bespielt werden sollen. „Jetzt müssen die Kinder erst mal in den Ferienmodus kommen“, sagt Wilczynski lachend. „Noch ist alles aufregend und alle sind hibbelig, aber Sie sehen ja, der Spaß ist schon voll da.“
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