Landeshauptstadt: Sichtachse über den Jungfernsee
Belvedere auf dem Kirchberg wieder hergestellt: In 85 Meter Höhe Aussicht wie zu Fontanes Zeiten
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Belvedere auf dem Kirchberg wieder hergestellt: In 85 Meter Höhe Aussicht wie zu Fontanes Zeiten Von Winfried Gutzeit Neu Fahrland - Der Blick in Richtung Potsdam ist wieder frei: Am Sonnabend wurde das Belvedere auf dem Kirchberg in Neu Fahrland der Öffentlichkeit übergeben. „Das ist seit Jahrzehnten unser Wunsch gewesen, sagte Neu Fahrlands Ortsbürgermeister Hartmut Reiter bei der feierlichen Einweihung. Der Blickwinkel beschränke sich zwar vorerst auf die Sichtachse über den Jungfernsee. Doch bald werde auch wieder der Ausblick zum Pfingstberg, über den Weißen See, zum Ruinenberg und sogar weiter bis zum Klausberg (zwischen Bornim und Eiche) möglich sein. Dafür will Reiter sich einsetzen und sieht auch gute Chancen für ein Genehmigung. „Dazu muss man keine große Bäume fällen, sagte er den PNN am Rande. Zudem sollen sofort am Boden kurzwachsende Gehölze nachgepflanzt werden. Auch in nördlicher Richtung wurde eine Schneise geschlagen, nun kann der Blick über den Fahrländer See bis hin zu den Windrädern bei Nauen schweifen. Die Neu Fahrländer nahmen die Einladung zur Einweihung dankend und zahlreich an, der Kulturverein KSC 2000 und die Freiwillige Feuerwehr beteiligten sich wie stets engagiert an der Feier auf dem 85 Meter hohen Gipfel des Kirchberges. Als Gäste plauderte der Jagdverein Kunersdorf aus der Geschichte des Jagens. Doch eines sucht man heute vergebens: eine Kirche auf dem Kirchberg. Der hieß früher Hühnenberg, dort hatten die Semnonen (ostelbischer germanischer Stamm nach der Zeitenwende) ihren „Heiligenhain“ als Opferstätte angelegt. Die nachrückenden Wenden bauten an gleicher Stelle stattdessen einen Tempel. Der wurde nach der Christianisierung vor 1000 Jahren durch eine Kirche ersetzt, die jedoch keine eigene Dorfgemeinde hatte. Die Kirche verfiel und wurde 1694 bis auf die Grundmauern abgetragen. Statt als Kultstätte nutzte seit den 50er Jahre die Zivilverteidigung (ZV) der DDR den Kirchberg als Übungsgelände und man beobachtete von hier aus „den Klassenfeind in Westberlin. Unten am Lehnitzsee wurde im Haus Adlon ein zentrale ZV-Schule eingerichtet. Dem Umstand habe man jetzt die kleine Erhöhung auf dem Kirchberg zu verdanken, unter der sich ein Bunker befindet, weiß Hartmut Reiter. „Eigentlich sollte hier ein Aussichtsturm hin, aber mit der Bunkerplattform geht es auch sehr gut. Der Ortsteil habe so recht kostengünstig und mit der Hilfe von zehn bis 15 MAE-Kräften (früher ABM) die Aussichtsplattform und auch viele Wege auf dem Kirchberg herrichten können, so Reiter. Vor 150 Jahren hatte Julius Hennicke an gleicher Stelle den Ausblick über den Jungfernsee auf einem Aquarell festgehalten, das in den „Potsdamer Veduten (Potsdam-Sanssouci 1982/Seite 128) verewigt wurde, wenige Jahre später beschrieb Theodor Fontane den „Kirchberg bei Fahrland. Das hatte den Gemeindevertreter Peter Ernst (SPD) aus Stahnsdorf zur Einweihung gelockt. Um die Aussicht vergleichen zu können, hatte er die Potsdamer Veduten gleich mitgebracht.
Winfried Gutzeit
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