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Landeshauptstadt: „Sie bürsten gegen den Strich“

Erhard Automotive baut Produktion in Potsdam auf / Erster Spatenstich für 20-Millionen-Euro-Investition

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Innenstadt - Die Produktionsbänder sollen im Jahr 2010 anlaufen, die ersten Mitarbeiter werden in sechs Monaten geschult. Gestern ist nahe dem Hauptbahnhof der erste Spatenstich für den Neubau einer Produktionsanlage sowie verschiedener Hallen und Seminarräume der Erhard Automotive GmbH aus Schwäbisch-Gmünd gelegt worden. Auf jenem Areal, das in den 1990er Jahren als Industriegelände ausgedient hatte und nun von der Firma Semmelhaack zu einem Wohn- und Gewerbestandort entwickelt wird. Entstehen werden auf dem ehemaligen Gelände des Reichsbahnausbesserungswerkes (RAW) in den nächsten Monaten 600 Ein- und Zweiraumwohnungen in fünf- und viergeschossigen Wohnbauten sowie ein Hotel, eine Messehalle sowie bis zu 450 Arbeitsplätze bei der Firma Erhard Automotive.

20 Millionen Euro investiert das Familienunternehmen aus Schwäbisch-Gmünd in Potsdam. „Damit bürsten Sie völlig gegen den Strich“, sagte Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) gestern in Anspielung auf die verordnete Kurzarbeit in der Autoindustrie und eine rollende Finanzkrise, deren Auswirkungen keiner wirklich kennt. Auch Alexander Kögel, Geschäftsführer der Erhard Automotive, sagte, die Krise lasse das Unternehmen mit seinen Tanksystemen und Medienbehältern für Nutzfahrzeuge und Pkw nicht kalt. Jedoch sei jetzt die Zeit, in die Zukunft zu investieren. Das Unternehmen rechnet mit anfangs 50 Arbeitsplätzen in der Produktion. Diese Zahl könnte bis 2013 auf 150 ansteigen.

Für Potsdam ist es die zweite große Investition des produktiven Gewerbes nach Katjes, Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) nannte sie gestern gar „die größte Investition für produktives Gewerbe seit 1990 in der Landeshauptstadt“. Es sei eine große Herausforderung für die Stadt gewesen, in so kurzer Zeit die Rahmenbedingungen für die Ansiedlung zu schaffen. Baurecht musste geschaffen, der Anschlusszwang für Fernwärme ausgesetzt werden. Kögel sagte, der Betrieb sei ein in sich geschlossenes System. Geheizt werde beispielsweise mit der Abwärme der Kompressoren. Auch die Logistik sei kein Problem. Zwar brauche das Unternehmen keinen Bahnanschluss, jedoch müssten etwa 30 Tonnen Material täglich transportiert werden – per Lkw über Straßen. Gerade die Lage des neuen Industriezentrums inmitten der Stadt sei der Reiz. Auf der Suche nach neuen Möglichkeiten habe das Unternehmen den gesamten Osteuropäischen Raum gescannt, danach die ostdeutschen Länder und am Ende sei Potsdam übrig geblieben, so Kögel. Einige Mitarbeiter würden ihren Wohnort aus Süddeutschland nach Potsdam verlegen, die anderen beiden Standorte würden jedoch nicht zugunsten Potsdams aufgegeben oder reduziert.

Das Unternehmen Erhard ist nach eigenen Angaben der führende Lieferant von Tanksystemen für Nutzfahrzeuge. Im vergangenen Jahr habe sich der Umsatz des Unternehmens auf etwa 50 Millionen Euro belaufen. Angepeilt sei ein Umsatz von 110 Millionen Euro. Das Familienunternehmen ist 1844 gegründet worden.

Ganz jung im Unternehmen ist die Erhard Services GmbH, eine Qualifizierungsgesellschaft für Mitarbeiter. Am Standort Potsdam könnte die Leiharbeitsfirma bis zu 300 Angestellte haben. Ziel sei es, die Leute nach spätestens einem Jahr in eine Festanstellung zu bringen, sagt Kögel. Bereits im ersten Quartal 2009 soll die Qualifizierung am Potsdamer Standort beginnen. Jan Brunzlow

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