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Landeshauptstadt: „Sie haben ihr Kind gerettet!“

Das Seminar „Erste Hilfe am Kind“ hilft jungen Eltern und solchen, die es werden wollen

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Das Seminar „Erste Hilfe am Kind“ hilft jungen Eltern und solchen, die es werden wollen Von Alexandra Dejewa Frank Schreiber-Handschuk ist nun an der Reihe, bewusstlos zu werden: Seine Augen sind geschlossen, Beine und Hände liegen entspannt am Körper. Auf einer grünen Matratze mit gemalten gelben Blumen versucht er, nicht zu lächeln. Eine junge rothaarige Frau kniet neben ihm. Sie nimmt seine rechte Hand und steckt sie ihm unter das Gesäß. Sein rechtes Bein winkelt die 24-jährige Mutter an. Dann versucht mit einer heftigen Bewegung den Mann auf den Bauch in die stabile Seitenlage zu drehen. Das ist im Notfall nötig, um die Atemwege eines bewusstlosen Menschen freizuhalten. „Zuerst muss man dem Hilfebedürftigen die Brille absetzen“, sagt die Leiterin des Seminars „Erste Hilfe am Kind“ in der Babelsberger Hebammenpraxis Dümchen, Petra Mer. Schreiber-Handschuk öffnet die Augen und will dies selbst tun. „Nein, sie sind doch ohnmächtig“, unterbricht die Krankenschwester ihn. Nun packt Anja Bruhn an und Frank Schreiber-Handschuk liegt richtig in der stabilen Seitenlage. „Mein Ziel ist es, Erwachsenen, die täglich mit Kindern zusammen sind, Mut zumachen, damit sie sich in Notfällen bei ihrem Baby zu helfen wissen“, sagt Heilpraktikerin und Kinderkrankenschwester, Petra Merz. Seit zwei Jahren leitet sie Kurse für junge Eltern und alle, die qualifizierte Hilfe bei der Neugeborenpflege brauchen. Petra Merz nimmt eine Babypuppe mit blauen Höschen und einem rosa T-Shirt in die Hand. Die erste Helferin beim Üben heißt Sascha. Mit einer Hand stützt sie das Köpfchen, indem sie den Nacken mit der Handfläche hält, die andere behütet den kleinen Körper vor dem Fall. „Wie kann ich am schnellsten merken, dass mein Kind bewusstlos ist?“ fragt die Krankenschwester einen Vater und fünf Mütter, die sich an diesem Abend versammelt haben. Nach einigen Augenblicken antwortet Frank Schreiber-Handschuk unsicher: „Man muss in die Augen des Kindes gucken “ Der 39-jährige Banker hat einen zwei Jahre und acht Monate alten Sohn sowie eine achtjährige Tochter. Seiner Meinung nach sei es bedenklich, wenn die Pupillen weit geöffnet sind. Das sei ein Zeichen dafür, dass der Kleine in Ohnmacht gefallen ist. Petra Merz gibt ihm Recht. „Es kommen wenige Väter in mein Seminar“, bedauert sie. Doch handele ein Mann manchmal überlegter als eine Frau, deshalb würde sich Petra Merz freuen, wenn auch viele Väter vorbeischauen. Eine der Teilnehmerinnen, die schon zwei Kinder hat und das dritte erwartet, übt die Herzdruckmassage. Dabei legt sie die Babypuppe auf den Tisch und misst drei Finger von der Mitte des Brustkastens ab. Dort drückt sie fünfmal mit Zeigefinger und Ringfinger auf die Brust und atmet einmal in den offenen Mund der Puppe. Die anderen bemerken, wie sich der Brustkasten aus Kunststoff im Takt des Atems bewegt. „Sie haben ihr Kind gerettet!“ ermutigt Petra Merz die Frau. Ulrike, die 24-jährige Studentin aus Berlin, hat noch keine Kinder. Aber bald will sie Hochzeit feiern. Zum Seminar ist sie gekommen, um sich auf das Familienleben vorzubereiten. „Mein erster Gedanke war: Ich will ein Kind. Aber der zweite, nachdem ich erlebt habe, was mit einem Baby passieren kann, war: Das ist bestimmt schwer.“ Jetzt, sagt sie, fühlt sie sich gut vorbereitet. Der „ohnmächtige“ Frank ist indes auf der Suche nach seiner Brille

Alexandra Dejewa

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