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Landeshauptstadt: Sie hat sich nie unterkriegen lassen Anni Malitzki feierte ihren 100. Geburtstag
Ihr Vater war 90 Jahre alt, als er starb. „Ich dachte damals: So alt werde ich doch nie!
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Ihr Vater war 90 Jahre alt, als er starb. „Ich dachte damals: So alt werde ich doch nie! Und nun bin ich schon zehn Jahre älter.“ Anni Malitzki lacht und schaut in die Kameras der Fotografen. Sie hat schon viel erlebt, aber eine derartige öffentliche Aufmerksamkeit wie zu ihrem 100. Geburtstag am gestrigen Dienstag scheint sie doch etwas zu verwundern. Da ist die Presse bei ihr im Pflegeheim „Haus Katharina“ zu Gast, auch der Oberbürgermeister lässt gratulieren.
Anni Malitzki ist gelernte Landwirtin. Am 2. September 1914 wurde sie in Schweskau in der Lüneburger Heide geboren. Dort machte sie auch ihren Schulabschluss, arbeitete zunächst als Haushaltshilfe, später in einer Molkerei. Ihren Ehemann Gerhard Malitzki lernte sie im brandenburgischen Rathenow kennen. Mit ihm bekam sie 1934 ihre erste Tochter Waltraud, bevor er im August 1939 zum Wehrdienst nach Potsdam versetzt wurde. Die Familie folgte ihm und blieb auch in Potsdam, als Gerhard im Zuge des Kriegs an die Ostfront versetzt wurde. Unterdessen kam im November 1940 ihre zweite Tochter Brigitte unter denkbar schwierigen Umständen auf die Welt.
Wenige Jahre später dann der Schock: Im Frühjahr 1945 wird ihr Mann als vermisst gemeldet. „Seitdem habe ich nie wieder etwas von ihm gehört“, sagt Anni Malitzki. Es ist davon auszugehen, dass ihr Ehemann im März oder April 1945 im Gemetzel bei Pillau sein Leben verloren hat. Malitzki zog ihre Töchter allein groß, arbeitete nebenher in Potsdam als Schaffnerin bei der Straßenbahn. Doch darüber will sie sich nicht beklagen. „Ich musste nunmal viel arbeiten, um die Kinder durchzubringen“, sagt sie. Anfang der 1950er-Jahre lernte sie ihren späteren Lebensgefährten Herbert kennen, der 1995 verstarb. Geheiratet haben sie jedoch nie.
An das Leben in der DDR hat sie klare Erinnerungen: „Ich hatte ja noch meine Schwester in Westdeutschland, die konnte ich dann nicht mehr so einfach besuchen.“ Wenn sie doch reisen durfte, habe sie bei ihren Verwandten ihre glücklichsten Tage verbracht. „Aber eigentlich waren alle Tage schön.“ Bis auf ihre kaputten Knie ginge es ihr noch recht gut. „Solange mein Verstand noch funktioniert, ist alles in Ordung.“ Enkeltochter Gabi Kolberg kennt die positive Einstellung ihrer Großmutter. Sie sei schon immer eine Kämpfernatur gewesen, habe sich als Alleinerziehende nie unterkriegen lassen.
Entsprechend schwer fiel ihr der Umzug ins Pflegeheim „Haus Katharina“ im März 2011. Inzwischen hat sie sich jedoch eingelebt: „Alle sind sehr freundlich hier, ich kann mich nicht beklagen.“
Zur Feier des Tages gibt es eine Platte mit Kuchen, aber Anni Malitzki lehnt dankend ab. Auch mit 100 Jahren müsse man schließlich noch auf die Figur achten, scherzt sie. Kai Gies
Kai Gies
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