Landeshauptstadt: „Sie sind, wie sie sind!“
Wie wirken die 10 300 Wahlplakate der Parteien und Bündnisse auf die Potsdamer? Eine Umfrage
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Sie hängen fast in jeder Straße und begleiten den täglichen Weg zur Arbeit – die Wahlplakate. Sie sollen für einen Kandidaten und seine Partei werben, den Weg zum Einzug ins Stadtparlament ebnen. Doch in den letzten Wochen sind sie immer wieder mit roten Nasen beklebt, mit schwarzen Schnurrbärten bemalt, oder abgerissen worden. Knapp 1000 Plakate sind seit Ende Juli beschädigt worden. Die Potsdamer Neuesten Nachrichten haben daher Passanten nach ihrer Meinung über die stadtweit etwa 10 300 Wahlplakate gefragt.
Für Michael Tosch, 46 Jahre alt und Frührentner, brauchen die Plakate gar nicht zu hängen. Er selbst kennt nur die SPD-Kandidaten und ist in seiner Wahlentscheidung festgelegt, deshalb braucht er die Werbung auch nicht. „Viele unbekannte Gesichter sind darauf zu sehen mit denen niemand etwas anfangen kann“, sagt er.
Interessant und abwechslungsreich findet Laura Schenderlein hingegen die Plakate. Es sei denn, es sind Porträtfotos darauf zu sehen. „Da kann man nicht viel ableiten“, sagt die 24-jährige Studentin. Sie kenne die meisten Kandidaten, gerade der kleineren Parteien, ohnehin nicht. Ihre Wahlentscheidung hat sie unabhängig von den Plakaten getroffen, die ihrer Meinung nach viel zu niedrig hängen. „Das lädt doch zum Vandalismus ein“, sagt sie.
Eine Rentnerin, sie möchte nicht genannt werden, beschuldigt Jugendliche die Plakate herunterzureißen oder zu beschmutzen. „Ja, das ist schlimm. Die Jugendlichen, die nachts von der Schiffbauergasse kommen, die reißen die Plakate herunter“, meint sie und fügt hinzu: „Ich gehe erst Wählen, wenn ich meine volle Rente bekommen würde und nicht nur 85 Prozent. Da ändern auch die Plakate nichts dran“. So wie sie haben bei der letzten Kommunalwahl im Jahr 2003 viele Potsdamer gedacht: Die Wahlbeteiligung lag damals bei nur 45,7 Prozent.
Für Robert Socke, Friseurmeister, steht der umweltschädliche Aspekt und die hohen Kosten der Plakate im Vordergrund. Der 31-Jährige versucht die Plakate zu ignorieren, auch wenn er eingestehen muss, dass die „gesamte Stadt damit zugepflastert ist“. Außerdem betont er, „es weiß doch jeder, was die Parteien machen, da braucht man doch nicht noch extra Plakate aufzuhängen“. Seine Wahlentscheidung hat er trotzdem noch nicht gefällt, aber das ist, wie er sagt, „ein anderes Thema und hat nichts mit den Plakaten zu tun“.
Seiner Entscheidung sicher ist sich Christoph Schröder. Der 63-jährige Rentner lebte 20 Jahre in der Stadt und kennt die meisten Kandidaten auf den Plakaten, daher „spielen für mich Plakate auch keine Rolle, sondern die Sachkenntnis ist entscheidend“. Die Plakate findet er sehr unterschiedlich gestaltet, aber „sie sind, wie sie sind“, sagt er. Für extreme Flügel sei er auch durch das originellste Plakat nicht zu werben. Christoph D. findet die Plakate nicht aussagekräftig. „Man kann auch lachen, wenn man Mist macht“, sagt der 25-jährige Schüler der Heinrich-von-Kleist- Schule. Er ist in seiner Wahlentscheidung noch nicht festgelegt, aber die Plakate werden ihn dabei nicht helfen, da er sie für nicht aussagekräftig hält.
Für Anne Wunderlich ist die Kommunalwahl ihre erste Wahl überhaupt. Die 18-jährige Schülerin findet die Plakate nicht sehr einfallsreich gestaltet. „Es sind keine kreativen Wahlsprüche“, sagt sie und ergänzt, dass ihre Entscheidung davon nicht abhängig ist. „Ich rede mit meinen Eltern darüber, sie haben mich auch dazu gedrängt Wählen zu gehen.“ Doch was nützen die Plakate, wenn eine Potsdamerin fragt, „was ist denn am 28. September“? Friederike Sophie Foitzik
Friederike Sophie Foitzik
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