
© M. Thomas
Interview mit Potsdamer Pfarrer: „Sie sollen nicht den Glauben ihrer Eltern kopieren“
Der Baptisten-Jugendpastor Jonas Schilke über Glaubenskurse für Potsdamer Jugendliche und seine Sicht auf die Religion.
Stand:
Herr Schilke, Sie leiten das Projekt „Teens Bible Basic“ der Evangelisch-Freikirchlichen Baptistengemeinde Potsdam, bei dem die Grundlagen des christlichen Glaubens vermittelt werden. Gibt es dafür nicht traditionell den Konfirmationsunterricht?
In dieser Gemeinde gibt es keine klassische Konfirmation, da Baptisten keine Kindertaufe machen. In Konfessionen, die Kindertaufen machen, bestätigen die Jugendlichen mit der Konfirmation sozusagen ihre Taufe. Da wir das nicht machen, gibt es auch keine Konfirmation. Zuvor gab es allerdings etwas Ähnliches wie Konfirmationsunterricht, die „Bibel-Kurse“. Ich versuche das jetzt etwas umzustellen und für Eltern und Jugendliche transparenter zu machen, denn vielen war zuvor unklar, welche Dinge sie eigentlich auswendig lernen müssen.
Was muss auswendig gelernt werden?
Insgesamt sechs Texte, unter anderem die zehn Gebote, das Vater-Unser oder Psalm 23. Das halte ich für sinnvoll, gerade Psalm 23 ist für viele Gläubige im Alter ein großer Halt. Die Teilnehmer sollen aber auch einen Lieblingsvers finden und auswendig lernen. Die Namen aller Bücher der Bibel auswendig zu lernen halte ich hingegen für etwas zu viel.
Was machen Sie noch anders?
Ich bin selbstständiger Outdoor-Trainer für Teambuilding, das lasse ich auch in „Teens Bible Basic“ einfließen: Es wird nicht nur Gespräche über die Bibel und die Rolle der Kirche damals und heute geben, wir werden auch ein Kanu-Wochenende, einen Kletter-Tag und einen Geocachig-Tag machen, eine Art Schnitzeljagd mit GPS-Koordinaten. Ich will ein vertrautes Klima schaffen, in dem man auch kritische Fragen stellen kann.
Welche Fragen stellen die Jugendlichen?
Vor allem nach der Theodizee, also wie kann ich an Gott glauben, wenn es so viel Leid in der Welt gibt? Es geht auch oft darum, wie man Wissenschaft und Glauben miteinander vereinbaren kann. Dafür werde ich unter anderem einen gläubigen Biologen einladen.
Können Jugendliche heute überhaupt etwas mit dem Thema Spiritualität anfangen?
Ja, ich erlebe bereits in diesem Alter, dass zum Beispiel viel gebetet wird, um Sorgen abzugeben.
Wie viele Teilnehmer wird es geben?
Es gibt jetzt schon eine Jugendgruppe von etwa acht Jugendlichen, für „Teens Bible Basic“ rechne ich mit etwa zwölf.
Was würden Sie sich als Ergebnis von „Teens Bible Basic“ wünschen?
Ich wünsche mir, dass die Teilnehmer den christlichen Glauben als eine Hoffnung erleben, die sie durchs Leben trägt und sie stärkt. Es wäre aber auch ein Riesengewinn, wenn jemand sagt: Ich glaube nicht an den christlichen Glauben und habe meine Gründe dafür. Wichtig ist, dass sie ihren eigenen Weg finden und nicht nur den Glauben ihrer Eltern kopieren. Ich will keinen Glauben erzwingen, denn das ist eine freiwillige Entscheidung.
Hat die Gemeinde mit diesem offenen Ansatz kein Problem?
Nein, ich habe der Gemeinde das Konzept vorgestellt und von dort keine Kritik gehört.
Die Fragen stellte Erik Wenk
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