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Sport: Sieg in letzter Minute aus der Hand gegeben

Turbine spielte 3:3 gegen Essen-Schönebeck, bewegender Abschied Ariane Hingsts von Potsdam

Stand:

Am Ende flossen die Tränen. Tränen der Enttäuschung bei mancher Turbine-Spielerin nach dem 3:3 gegen den Tabellendritten SG Essen-Schönebeck. Tränen der Rührung bei Ariane Hingst, die sich nach ihrer letzten Heimpartie vorm Wechsel nach Stockholm in Potsdam von ihnen Fans verabschiedete. Tränen auch bei zahlreichen Zuschauern, die den Werdegang der Spielführerin beim Frauenfußball-Bundesligisten begleitet hatten.

In einem hochklassigen Frauenfußball-Spiel hatten zuvor die Gäste zum Schrecken der 1017 Zuschauer ordentlich vorgelegt. Schon in der 3. Minute schoss Linda Bresonik das Leder unter Nadine Angerers Körper hindurch zum 0:1 in die Maschen, später erhöhte Melanie Hoffmann nach einem Eckball mit der Hacke sogar auf 0:2 (32.). Die Potsdamerinnen, die zwischen diesen beiden Treffern ein wahres Powerplay mit mehreren guten Chancen aufgezogen hatten, verkürzten jedoch kurz vorm Pausenpfiff. Stefanie Mpalaskas foulte Hingst, und Anja Mittag traf vom Elfmeterpunkt (42.). Nach dem Seitenwechsel drückte Turbine weiter. Hingst stocherte nach Vorarbeit der gerade eingewechselten Bianca Schmidt den Ball zum 2:2 über die Linie (59.), und später bewies Trainer Bernd Schröder erneut ein goldenes Händchen: Isabel Kerschowski, gerade mal zwei Minuten auf dem Platz, traf zur Führung (84.). Als die Fans schon feierten, nutzte die stark aufspielende Bresonik eine Unaufmerksamkeit im Potsdamer Defensivspiel aber noch per Flachschuss zum 3:3 (89.).

„Ich wollte mich mit einem Sieg verabschieden – sorry“, erklärte Hingst nach dem Abpfiff per Mikrofon und verbeugte sich vor den Rängen. „Ich habe sehr gern hier gespielt und danke Euch für die großartige Unterstützung“, sagte die 27-Jährige, die nach zehn Jahren in Potsdam eine neue Herausforderung in Schweden annimmt. Vom Verein bekam sie die Zusicherung, ihr nach Ende ihrer aktiven Laufbahn ein offizielles Abschiedsspiel auszurichten. Noch aber wird sie zwei Punktspiele für Turbine bestreiten, ehe es nach Djurgarden/Älvsjö geht.

In der gestrigen Partie gehörte Hingst noch einmal zu den stärksten Potsdamer Spielerinnen, ebenso wie Anja Mittag. Andere Nationalspielerinnen blieben dagegen zu farblos. Stürmerin Conny Pohlers beispielsweise war bis auf einen Schuss an die Querlatte (26.) zu harmlos. Babett Peter in der Innenverteidigung – die sich noch nicht für einen neuen Vertrag bei Turbine entschieden hat – war nicht ohne Fehler. Navina Omilade, die nach der Saison nach Wolfsburg wechselt (siehe Kasten), machte ein mögliches Hingst-Tor durch ihr Abseitsspiel zunichte (4.).

„Ich bin von einigen Spielerinnen maßlos enttäuscht. Wir haben uns heute selbst geschlagen“, erklärte Turbines Trainer später auf einer sehr emotionalen Pressekonferenz, auf der Turbines Hauptsponsoren signalisierten, trotz des derzeit öffentlichen Trubels dem Verein die Treue halten und mit ihm weiter voran kommen zu wollen. „Körperlich sind wir gut in Schuss – Leistungen wie die heutigen sind eine Kopfsache. Nach Linda Bresonik haben unsere Nationalspielerinnen bei Tests die besten Werte, aber die müssen auch abgerufen werden“, so Schröder. Essens Trainer Ralf Agolli, der über das Remis „äußerst glücklich“ war, informierte darüber, dass bei Werder Bremen und weiteren Männer-Bundesligisten Frauen-Abteilungen geplant seien. „Da werden wir finanziell nicht mithalten können, dann könnte es kleine Vereine wie uns bald nicht mehr geben“, meinte Agolli.

Potsdam: Angerer; Kuznik, Schlanke, Peter, Kameraj; Omilade (73. Sainio), Hingst, Zietz; Podvorica (56. Schmidt), Mittag, Pohlers (82. I. Kerschowski).

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