Sport: Sieg mit Glück und Moral
Nach dem 2:1 gestern über Duisburg ist Turbine Potsdam dem Meistertitel nah
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Die packende Partie war gerade beendet, da wurden gestern beide Trainer mutig. „Ich bin mal ganz frech und gratuliere Turbine zur Deutschen Meisterschaft“, applaudierte Dietmar Herhaus, der Coach des FCR Duisburg. Und Potsdams Cheftrainer Bernd Schröder, meist auf die Euphoriebremse tretend, strahlte: „Wir sind auf dem besten Weg, den Deutschen Meistertitel zu holen.“
Fürwahr: Durch einen 2:1 (1:0)-Heimsieg im gestrigen Spitzenspiel gegen Verfolger Duisburg machte der FFC Turbine einen großen Schritt hin zum zweiten Meistertitel nach 2004, der auch die erneute UEFA-Cup-Teilnahme bedeuten würde. Fünf Spiele vor Saisonende haben die Potsdamerinnen vier Punkte Vorsprung vor Titelverteidiger FFC Frankfurt.
Entsprechend frenetisch feierten die 2207 Zuschauer (Saisonrekord) im Karl- Liebknecht-Stadion ihre Elf, die – gestern ohne ihre erkrankte Torjägerin Conny Pohlers (33 Saisontore) – immer wieder in arge Bedrängnis geriet. Der Gast nämlich stellte sich als die spielerisch stärkere Mannschaft vor (Schröder: „Duisburg war heute die bessere Elf.“), übernahm sofort die Initiative und hatte mehrere gute Chancen, ehe auf der Gegenseite Anja Mittag Potsdam in Führung schoss. Die Stürmerin setzte sich nach schönem Zuspiel Cristianes links im Strafraum durch und schob das Leder an Nationaltorfrau Silke Rottenberg vorbei in die lange rechte Ecke (29.). Pech für den FRC, als Verena Hagedorn mit Verdacht auf Kreuzbandriss im rechten Knie vom Feld musste (32.), erneut Glück für den FFC, als Shelley Thompson das Leder knapp über die Querlatte hob (45.).
In Halbzeit zwei hielt Turbine besser mit, musste aber den Ausgleich hinnehmen, als nach einem Freistoß von links Torfrau Nadine Angerer zu unentschlossen agierte und Simone Laudier von einköpfen konnte (64.). „Unser Torwart hat gepennt und die Zuordnung stimmte nicht“, grollte Schröder später. Nun schien Turbine im vierten Punktspiel innerhalb von nur neun Tagen konditionell stehend k.o., schickte Herhaus auch seine zuletzt verletzt pausierende Nationalstürmerin Inka Grings (20 Saisontore) ins Rennen. Doch die Gastgeberinnen zeigten Moral und wurden belohnt: Nach schöner Vorarbeit Mittags überwandt auch Petra Wimbersky aus spitzem linkem Winkel Rottenberg zum entscheidenden 2:1 (82.).
„Wir hatten heute nicht Potsdams Kaltschnäuzigkeit vorm Tor – das war“s mit Platz eins“, meinte Rottenberg nach dem Abpfiff. Turbine-Kapitän Ariane Hingst erklärte: „Duisburg hat uns lange vorgeführt, aber wir haben es gezogen – vielleicht wird man so Deutscher Meister.“ Und Anja Mittag lobte: „Unsere kämpferische Einstellung stimmte, deshalb haben wir uns nach dem Ausgleich nicht aufgegeben.“
Ein weiteres schönes Ergebnis gestern: 1979 verkaufte Eintrittskarten bedeuteten 1979 Euro als Spende für die Familie des Ostern in Potsdam überfallenen Deutsch-Äthiopiers Ermyas M. Der Fanclub „Turbine-Adler“ rundete auf 2000 Euro auf, der FRC Duisburg gab 400 Euro aus der Mannschaftskasse dazu, der DFB will diese Summe nun verdoppeln.
Turbine Potsdam: Angerer; Kuznik, Hingst, Peter; Omilade, Thomas, Zietz; Carlson; Mittag (84. Podvorica), Wimbersky, Cristiane (63. I. Kerschowski).
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